Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Die Operationen der Russen. 
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6.Die Operationen der Russen^) und Betrachtungen. 
Karten und Skizzen: Nr. 19 und 20. 
Gegen Ende November war die Angriffskraft der russischen Nord- End« 
Westfront trotz aller Verstärkungen, die ihr nach und nach zugeflossen waren, 94oi>em6cr* 
»öllig erschöpft. Ebenso stand es bei den in Polen kämpfenden Teilen der 
Südwestfront. Nur in Galizien war man im Angriff. Zu dieser Zeit 
erhielt die russische Ober st e Heeresleitung Nachrichten über die 
Ankunft von drei deutschen Korps aus dem Westen, deren Eingreifen sie 
gegen die eigene Nordwestfront erwartete. Dabei schien die Lücke zwischen 
dieser Front und der Südwestfront eine besonders gefährdete Stelle 
zu sein, aber auch der Weg von Mlawa auf Warschau war so gut wie 
ungeschützt. Zur Abwehr hatte die Nordwestfront keine Reserven mehr; 
die Heeresleitung hatte fast alles, worüber sie im Innern noch verfügte, 
verausgabt; auf der Bahn rollten nur noch Teile des IV. sibirischen Korps. 
Auch die Südwestfront konnte nicht helfen. 5lm wieder Reserven in die 
Hand zu bekommen und dadurch wieder Operationsfreiheit zu gewinnen, 
blieb nichts anderes übrig, als zunächst einmal durch Ausweichen die Front 
zu verkürzen. 
Am 29. November hatte Großfürst Nikolaus in Sjedlez, dem 
Hauptquartier der Nordwestfront, eine Besprechung mit den Oberbefehls- 
habern der beiden Heeresgruppen, bei der alle Schwierigkeiten der Ersatz- 
und Munitionslage eingehend erörtert wurden^). Besonders drückend 
wurden diese Verhältnisse von der Nordwestfront empfunden, wo 
„unerquickliche Zustände^)" herrschten. General Rußki bezweifelte, daß es 
möglich sein werde, die jetzige Linie so lange zu halten, bis seine Armeen 
wieder volle Kampfkraft gewonnen hätten. Das Ergebnis der Besprechung 
war ein Befehl des Gro ß f ü r st e n. Danach war alles so vorzube- 
reiten, daß die Armeen der Nordwest- und auch der Südwestfront nötigen- 
falls schon in der Nacht vom 30. November zum 1. Dezember den Rückzug 
in die Linie Ilow— Tomaschow—Nida-Fluß—San antreten könnten, um 
ihn dort gegen die mittlere Weichsel und den San fortzusetzen. Der Groß- 
fürst beabsichtigte aber dabei auf dem linken Äser von Weichsel und San 
festen Fuß zu behalten, um jederzeit wieder angreifen zu können. Starke 
Reserven sollten bei Warschau zusammengezogen werden, um gegen Ost- 
Preußen, wo die 10. Armee an den Masurischen Seen festlagt), wieder 
l) Anschluß S. 200, 208 und 218. — -) Danilow, S. 358. — 3) Cs kann sich um 
die Stimmung von Führern und Truppen im allgemeinen (vgl. S. 207) oder um 
Klagen über die Oberbefehlshaber der 1. und 2. Armee (vgl. S. 319) gehandelt haben. 
-4) S, 350 f.
	        
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