Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Der Rückzug der Russen und die Verfolgung. 
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der Gegner offensichtlich ganz schwach. Aber eine Kräfteverschiebung dort¬ 
hin kostete Zeit, auch waren Mann und Pferd zu großen Operationen 
auf dem winterlichen Kriegsschauplatze nicht mehr befähigt. Man mußte 
sich damit begnügen, die bisher errungenen Erfolge an Ort und Stelle 
weiter auszubauen. Der Angriff gegen die untere Vsura sollte mit allem 
Nachdruck weitergeführt werden. 
Um die 9. Armee zu entlasten und wenigstens den Gegner vor ihrer 
Front, wenn möglich, noch in die Zange zu nehmen, wurde Generaloberst 
d, Woyrsch durch Vermittlung der Obersten Heeresleitung veranlaßt, daß 
er die österreichisch-ungarische 2. Armee anwies, Teile ihres linken Flügels 
möglichst bald nach Norden einzudrehen. Dafür kam das „Korps Gallwitz" 
in Betracht, das in den letzten Tagen aus der deutschen 1. Garde-Neserve- 
Division sowie der österreichisch-ungarischen 27. Infanterie-Division ge- 
bildet worden war und über Petrikau und südlich vorging. 
In der Nacht zum 16. Dezember kam aus Teschen die Nachricht,»«.D-z«nber. 
daß der Feind jetzt vor der ganzen Front der 4. und 1. Armee und der Armee 
Woyrsch im Rückzüge sei; überall sei die Verfolgung im Gange. Aber auch 
vor dem Nordflügel der deutschen 9. Armee trat bis zum Morgen des 
16.Dezember ein völliger Umschwung ein: die Hartnäckigkeit der 
deutschen Angriffe hatte den Gegner mürbe gemacht^). Das XVII. Armee- 
korps und das Korps Fabeck waren seit Hellwerden in der Verfolgung hinter 
dem weichenden Feinde, und einige Stunden später wurde dessen Abzug 
auch vom III. Reservekorps gemeldet. Die Korps drehten, den schon seit 
drei Tagen erteilten Weisungen^) des Oberkommandos entsprechend, als- 
bald scharf nach Süden ab, um südlich Sochatschew das rechte Vsura-User 
zu gewinnen. Wenn gleichzeitig das Korps Gallwitz vom Nordflügel der 
Armee Woyrsch nach Norden vorstieß, schien gegen die Russen westlich der 
Rawka — das waren alles in allem etwa neun Korps — ein großer Erfolg 
möglich. 
Nachmittags ging beim Oberbefehlshaber Ost folgende Mitteilung der 
österreichisch-ungarischen Heeresleitung ein: „Der Rück¬ 
zug der Russen beiderseits der Weichsel erfolgte nach Ansicht des Armeeober- 
kmmandos") unter dem Drucke der drohenden doppelten Umfassung, welche 
im Norden seitens der deutschen 9. Armee durch ihr Vordringen an die 
Vsura, im Süden seitens der österreichisch-ungarischen 4. und 3. Armee durch 
umfassendes Vorgehen gegen die Straße Krakau—Tarnow—Rfchefchow ein¬ 
leitet wurde. Es ist anzunehmen, daß der Feind alles daran setzen wird, 
') Vgl. die Operationen der Russen (S. 320 ff.). — 2) S. 297. — 3) = Heeres¬ 
leitung. 
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