Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

266 Der Fortgang der Kämpfe in Polen und Galizien. 
29.November. Eine Erschwerung für die kommende Offensive lag 
in den Nachschubverhältnissen, die besonders für die Mitte der Armee recht 
ungünstig waren. Vollbahnen waren einstweilen nur bis Sjerads hinter 
dem rechten und bis kurz vor Wlozlawek hinter dem linken Flügel in 
Betrieb; der von der Grenze bei Hohensalza in der Richtung auf LentschW 
begonnene Vau einer Feldbahn erfüllte die vom Oberbefehlshaber Ost ge- 
hegten Hoffnungen nichts. Davon abgesehen machte sich aber der allgemeine 
Mangel an Artilleriemunition immer mehr fühlbar; er ging so weit, daß 
die aus dem Westen kommenden Verstärkungen mit leeren Kolonnen 
eintrafen. 
Angesichts der wochenlang fortdauernden Kämpfe und der Unbilden der 
Witterung im winterlichen Polen begann da und dort auch der Wille zu 
äußerster Pflichterfüllung und Kraftanstrengung nachzulasien. Die Span- 
nung zwischen Verpflegungsstärke und Zahl der wirklichen Kämpfer war 
gewachsen. Das Kriegstagebuch einer nordöstlich Lods eingesetzten Insan- 
terie-Division enthält unter dem 29. November sogar die Eintragung: „C§ 
treiben sich viele Mannschaften hinter der Front herum, die angeblich ihren 
Truppenteil suchen." Alles in allem war der Kampfwert der 
Truppe gegen die vorhergehenden Monate in jeder Hinsicht gemindert 
Darüber heißt es zusammenfassend im Kriegstagebuch des Oberkommando 
der 9. Armee am 2. Dezember: „Operation seit längerer Zeit erschwert 
durch: 1. die Kürze der Tage. — 2. Abnahme der Gefechtskraft infolge 
Offizierausfalls und Verringerung der Gefechtsstärken (Auffüllung der 
Truppe durch Ersatz erfolgt zwar nach und nach, die neue Mannschaft ist 
aber naturgemäß nur mangelhast ausgebildet und ungenügend einmarschiert), 
— 3. Unzureichenden Nachschub in Verpflegung, Futter, Munition; letzteres 
hervorgerufen durch zunehmende Unpassierbarkeit der Straßen, durch zu lang¬ 
same Weiterführung der Bahnen, ungenügende Überweisung von Artillerie- 
munition (nach Berechnung der Abteilung I c2) stehen je Batterie und Tag 
nur 58 Schuß zur Verfügung, was bei dem heftigen gegnerischen Feuer zu 
wenig), der bei den ununterbrochenen Kämpfen ein außergewöhnlicher 
Bedarf gegenüberstand. Heute meldete Höherer Kavalleriekommandeur l: 
»Munitionsmangel ist derartig, daß weitere Durchführung des Angriffs 
in Frage gestellt ist; die leichten Munitionskolonnen sind leer, die Batterien 
haben nur noch ihren eisernen Bestand, XXV. Reservekorps vermag nicht 
auszuhelfen.« — Die Kavallerie verlor nicht nur bei der gegenwärtigen Ope- 
ration, sondern auch bereits in Südpolen eine Unmenge von Pferden ledig¬ 
1) Vgl. „Das deutsche Feldeisenbahnwesen", Band I, S. 171 ff. 
2) Die Abteilung I c bearbeitete den Nachschub.
	        
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