Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Der Rückzug vom San. 
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Am 2. November entschied sich das Schicksal der 1. Armee, aber 2. November, 
nicht durch die befürchtete Umfassung ihres linken Flügels, sondern durch 
eine Niederlage ihres rechten Flügels in der Gegend von Opatow. General 
t>. Conrad befahl schon am Nachmittage dieses Tages auch den Nückzug vom 
San; die Ausrüstung von Pschemysl war inzwischen im wesentlichen wieder 
ergänzt. In der Festung blieb die um eine Brigade vermehrte bisherige 
Besatzung, insgesamt Truppen in Stärke von 3J/2 Divisionen. 
Dem operativen Grundgedanken des Generals v. Conrad entsprechend 
hatte die 1. Armee nunmehr — nicht, wie es Generaloberst v. Hindenburg 
wünschte^) — mit dem linken Flügel, sondern mit dem rechten auf die 
Festung Krakau zurückzugehen; sie sollte die Front nach Nordosten behalten. 
Sobald General v. Conrad dann erfuhr, daß die Verschiebung der Masie 
der deutschen 9. Armee nach Norden endgültig beschlossen sei, war er darauf 
bedacht, diesen Ausfall an der für seine Absichten entscheidenden Stelle durch 
Verstärkung und Verlängerung seines linken Heeresflügels mit österreichisch- 
ungarischen Kräften wiedergutzumachen. Gleichzeitig aber entnahm dieser 
tatenfrohe Führer aus der deutschen Angriffsabsicht auch den Anstoß zu 
neuem eigenen Angriffsentschluß; wenn die deutsche Armee wieder vor- 
ging, sollten Österreich-Ungarns Truppen auch dabei sein. General v. Eon- 
rad faßte den Plan, wenn die Lage es zulassen sollte, mit der 4., vielleicht 
auch noch mit Teilen der 3. Armee über die obere Weichsel nach Norden vor- 
zustoßen, so daß man die Russen in die Zange bekam. 
Bei dem Bestreben, den linken Heeresflügel zu verlängern, war der 
Heeresleitung ein Vorschlag des Generals v. Vöhm-Crmolli, des Ober¬ 
befehlshabers der 2. Armee, sehr gelegen, der am Z.November 
anregte, aus seinem Frontabschnitt südlich Pschemysl starke Kräfte herauszu- Öem6CT* 
ziehen, da dort doch nicht mehr angegriffen werde'). Am 6. November 
wurde die Verschiebung des Armeekommandos mit zwei Korps der Armee 
auf den linken Heeresflügel angeordnet, der Rest sollte zur 3. Armee treten. 
Am 7. November legte General v. Conrad seine Auffassung in 7.und».N°. 
einem Heeresbefehl fest, in dem es hieß°): „Die Gesamtlage erfordert den "«nber. 
Zusammenschluß und die Verstärkung des linken Flügels unserer Armee, 
um den russischen Vormarsch im Raum nördlich der Karpaten abzuweisen." 
An diesem Tage kam aber auch General Dankl persönlich nach Neu-Sandez 
und berichtete, daß die 1. Armee „sehr erschöpft sei und auch unter den 
Offizieren Apathie bemerkbar wäre. Exzellenz Dankl fragte an, ob die 
Armee stehenbleiben müsse oder zurückgehen könne, sie hätte dringend 
wenigstens 48 Stunden Ruhe nötig"*). General v. Conrad bestand darauf, 
-) S. S0ff. — 2) Conrad V. S. 405. — --) Conrad V, S. 417. — *) Conrad V, 
E, 420.
	        
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