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Der Krieg im Osten bis zum Jahresschluß.
2». November. V. Korps. Vom rechten Weichsel-Afer, wo die Deutschen nicht drängten,
setzte General v. Rennenkampf noch eine Brigade des VI. Korps (*/2 4. Di¬
vision) auf Wyschogrod in Marsch; die vom I. turkestanischen Korps abge¬
gebene 2. turkestanische Schützen-Brigade war mit der Bahn in Sochatschew
eingetroffen, die nach Skjernewize bestimmte 55. Reserve-Division erreichte
Warschau, in Grodno sollte die halbe 76. Reserve-Division verladen werden
Von Stunde zu Stunde mußten sich die links der Weichsel zum Angriff
bereitgestellten Teile der 1. Armee verstärken. Von der 2. Armee war ein
Offizier im Kraftwagen zur Abteilung Lowitsch durchgekommen; im übrigen
erfuhr man durch allerdings meist verstümmelt eingehende Funksprüche')
von der Rot dieser Armee.
Die 2. und 5. Armee handelten am 20.November zunächst
selbständig in gegenseitiger Vereinbarung. Gegen die deutsche Umgehung
südlich Lods hatte General Plehwe schon in der Nacht die halbe 10. Division
des V. Korps von Petrikau auf Tuschyn und die 1. Division^) des
I. sibirischen Korps von Lutomjersk auf Rfchgow in Marsch geseht,
während der Rest des V.Korps3) nebst der von Tomafchow heranrückenden
5. Kavallerie-Division dem Vordringen der deutschen 6. Kavallerie-Division
nördlich Petrikau Halt geboten. Abends standen 3/4 10. Infanterie-Division
nach unentschiedenem Kampfe mit der deutschen halben 5V. Reserve-Division
bei Goszimowize und Kruschow; die Reste der Abteilung Krause, soweit
bekannt, nur noch 300 Gewehre und 20 Geschützes, waren vor überlegenem
deutschen Angriff von Rschgow nach Norden ausgewichen. Zwischen diesem
Orte und Pabianize hatte die 1. sibirische Division gegen Abend Fühlung
mit der deutschen 49. Reserve-Division gewonnen.
Das russische I. Korps war bei Bedon, das es abends verlor, und bei
Nowosolna in die Abwehr gedrängt und wurde durch die deutsche Am-
gehung genötigt, nun außerdem Front nach Süden zu nehmen. Alles, ms
an Reserven von diesem und den links anschließenden Korps noch zur
Hand war, wurde dort eingesetzt, reichte aber bei weitem nicht aus, von
Bedon bis nördlich Rschgow eine geschlossene Abwehrfront aufzubauen
Nördlich und westlich Lods ging der Kampf ohne besondere Ergeb-
nisse weiter. Nach dem Abmarsch der 1. sibirischen Division nach Süden
reichte die eigene Kraft nicht mehr, den tags zuvor gegen die deutsche
38. Infanterie-Division errungenen Erfolg zu erweitern. Das XIX. Korps
nahm die Front gegen Schadek und lag abends fünf Kilometer südöstlich
J) Vgl. die deutscherseits aufgefangenen Funksprüche auf S. 140. — 2) Genau-
% 1. und Vi 2.sibirische Division. — 3) Je ein Regiment der 7. und 10. Division. -
4) S. 135.