Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

156 Der Krieg im Osten bis zum Jahresschluß. 
22. November, vereinigten Anstrengungen der Garde — gemeint war die Garde-Division 
des XXIII. Korps — und Sibirier abgeschlagen seien. Gegen die deutsche 
Amfassungsbewegung wären Gegenmaßnahmen im Gange, mit dem Ziele, 
die dabei eingesetzten deutschen Kräfte abzuschnüren. Wohl hatte General 
Scheidemann die Lage am 21. November um 8° abends noch als „äußerst 
ernst" bezeichnet; seine Abendmeldung an die Heeresleitung hatte aber 
mit dem Satze geschloffen: „Die Stimmung der Truppen ist in Erwartung 
des Eingreifens der 1. Armee im Rücken der Deutschen eine gehobene." 
Die Morgenmeldung vom 22. November, die bereits um 9*° früh entziffert 
in Hohensalza vorlag, klang wieder ernster. In ihr hieß es: „. . . Die Der- 
luste erreichen 70 v. H. Die Reserven sind fast völlig verbraucht. Von 
dem Herannahen des Generals Sljussarenko") ist nichts zu hören. Sein An- 
griff macht sich nicht bemerkbar und hat bis jetzt noch keinen Einfluß auf die 
Armee geübt ..." 
Beim deutschen Oberkommando 9 sträubte man sich, vom Gegner das 
Gesetz anzunehmen, wollte zum mindesten die gewonnene Stellung fest- 
halten. Dazu galt es vor allem, die Verbindung zur Gruppe Scheffer wieder 
herzustellen und dazu Vshesiny wieder in die Hand zu bekommen, das ver¬ 
loren schien. Dort nahm man jetzt die 6. sibirische Division an. Am 
12° mittags erhielt das XX. Armeekorps den Befehl, den Ort wieder zu 
nehmen, während gleichzeitig die 9. Kavallerie-Division2) von Süden dagegen 
vorgehen sollte. Als nunmehr doch General v. Scholtz melden ließ, den 
Auftrag auszuführen, sei für sein Korps „heute ausgeschlossen", da er nur 
noch zwei Kompagnien und vier Batterien verfügbar habe und wegen des 
russischen Artilleriefeuers vor Dunkelwerden nichts aus der Front ziehen 
könne, entgegnete das Oberkommando, auch diese geringe Truppenstärke 
müsse genügen, den Stoß zu führen. 
Inzwischen aber wurde der russische Druck beiderseits von Strykow 
immer stärker. Als Gegner war im Osten außer der russischen 43., sowie 
der halben 55. und 13. sibirischen Reserve-Division jetzt auch noch eine tur- 
kestanische Schützen-Brigade festgestellt. Deutscherseits waren bisher im 
ganzen nur etwa fünf Bataillone und einige Schwadronen dagegen ein- 
gesetzt; auf die Dauer genügte das aber nicht. General v. Scholtz hatte 
Unterstützung vom XVII. Armeekorps erbeten. Aber auch bei diesem Korps 
war fast alles in der Front festgelegt; die 22. Insanterie-Division glaubte 
sich durch einen unmittelbar bevorstehenden russischen Angriff bedroht. 
Um l25 mittags meldete ein Flieger des XX. Armeekorps, der wegen 
*) Führer der von Lowitsch her erwarteten Kräfte. 
-) Vgl. S. 152 und 154. 
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