Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

102 
Der Krieg im Osten bis zum Jahresschluß. 
t». November, schlagen". Generaloberst v. Hindenburg gab dieses Schreiben an die Oberste 
Heeresleitung weiter und fügte hinzu: „Ich muß die Auffassung, die der Erz- 
herzog Friedrich vertritt, als zutreffend bezeichnen und halte eine baldige 
Unterstützung des Ostheeres für dringend geboten. Der aus der Linie 
Posen—Thorn angesetzte Angriff kann gegenüber den dort in die Verteidi¬ 
gung geworfenen Russen bei ihrer zähen Natur nur langsam fortschreiten. 
Die Unterstützung muß um so stärker ausfallen, je später sie hier im Osten 
eintrifft." Auch in der Abendmeldung dieses Tages wurde auf den lang- 
famen Fortschritt der Operationen der 9. Armee hingewiesen: „Kämpfe sind 
schwer, es geht nur langsam vorwärts." 
I«.November. Vis zum Abend des 16. November war bei Kutno zwar ein voller 
Sieg errungen, gleichzeitig aber zeigte sich, daß dessen unmittelbare Cr- 
gebnisse den Erwartungen nicht voll entsprachen. Die Nüssen waren aus¬ 
gewichen, ohne daß es gelungen wäre, Teile von ihnen zu vernichten; im 
ganzen waren seit Beginn der Operationen wohl 20 000 Gefangene und 
70 Maschinengewehre eingebracht, über Beute an Geschützen aber war so 
gut wie nichts bekannt geworden. Nach aufgefangenen Funksprüchen ging 
nicht nur die ganze russische 2., sondern anscheinend auch die 5. Armee zurück; 
zum mindesten handelte es sich um ein scharfes ZurüÄbiegen des Nordflügels 
dieser Armee. An die Armee Woyrsch war der Gegner nahe herangegangen, 
schien aber nicht ernstlich angreifen zu wollen; vielleicht schob er von hier 
Kräfte nach Norden, um sich gegen die deutsche 9. Armee zu verstärken. Auch 
die übrige österreichisch-ungarische Front hatte er noch nicht angegriffen; 
das Vorgehen der 4. Armee von Krakau nach Norden war, wie man erfuhr, 
bisher kaum auf Widerstand gestoßen^). 
In Ostpreußen war die 8. Armee im Zurückgehen hinter die 
Angerapp"). Die Graudenzer Festungstruppen unter Generalleutnant 
v. Zastrow, das „Korps G r a u d e n z", konnte sich an der ostpreußischen 
Südgrenze bei Soldau und Neidenburg der nun schon länger als eine Woche 
andauernden russischen Angriffe kaum noch erwehren; gerade am Morgen 
des 16. November nahm der Gegner die Stadt Soldat). zu helfen, 
war zunächst der Gouverneur von Thorn beauftragt worden, die Divisivn • 
Wrochem bei Lipno zu verstärken; am 16. November wurde ihr eine weitere 
schwache Division aus der Festung nachgesandt. Das nunmehr unter 
dem Gouverneur, Generalleutnant v. Dickhuth-Harrach, vereinigte „Korps 
Thorn" zählte damit 20 Bataillone, 7 Schwadronen und 12 Batterien. 
Des weiteren hatte der Oberbefehlshaber Ost den aus dem Westen an- 
rollenden Höheren Kavalleriekommandeur 4 mit der 2. und 4. Kavallerie- 
i) Vgl. S. 239. — -) S. 334. — -) S. 341 f.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.