Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Frontfahrt des Gen. v. Falkenhayn zu d. Armeen der Heeresmitte u. d. r. Flügels. 79 
schriftlich niederlegen lassen. Der Erste Generalstabsoffizier des Ober- 
kommandos, Oberstleutnant Matthes, trug sie vor. Er stellte zunächst fest, 
daß der Gegner jetzt überall in die Defensive zurückgeworfen sei. Cr habe 
sich aber, begünstigt durch das Gelände und gestützt auf schwere Artillerie, 
so stark verschanzt, daß der eigene Angriff keine Fortschritte mehr mache. 
Die deutschen Truppen seien durch die andauernden Kämpfe erschöpft, ihre 
Gefechtsstärken sehr zurückgegangen, Nachersatz sei nicht in genügender 
Zahl eingetroffen. Ganz besonders mache sich der Mangel an aktiven Offi- 
zieren fühlbar, nicht nur bei der Infanterie, sondern auch bei der Feld- 
artillerie, deren Schießleistungen zurückgingen. Vom Feinde habe man den 
Eindruck, daß auch er sehr erschöpft sei, und seine Infanterie keine große 
Offensivkraft mehr besitze. Cr schieße jetzt sparsamer als bisher. Anscheinend 
sei es bei der 1., 7. und 2.Armee, ebenso aber auch bei der 3., 4. und 5. zu 
einem Ausringen der Kräfte gekommen. Die Entscheidung werde auf dem 
äußersten rechten Heeresflügel fallen. Wem es gelinge, dort rechtzeitig über- 
legene Kräfte zum entscheidenden Stoß zu vereinigen, der dürfte den Erfolg 
erringen. Oberstleutnant Matthes erörterte weiter den Gedanken einer 
Zurücknahme der 1. Armee etwa bis zur Linie Ehauny—Braye en Laonnois') 
unter Anlehnung des rechten Flügels an die Oise; sie werde vom Ober- 
kommando 2nicht für zweckmäßig erachtet, einmal aus moralischen Gründen, 
dann aber auch, weil das Vorgehen der 6. Armee von St. Ouentin auf Com- 
piögne hierbei leichter flankiert werden könne. Das Armee-Oberkommando 
kam schließlich zu folgenden fest umrisfenen Vorschlägen: 
Die 1. Armee hält ihre Stellungen, ihr werden von der 6. Armee 
keine Verstärkungen zugeführt. Die 6. Armee versammelt sich nicht bei 
St. Ouentin, sondern bei Amiens. Sie wird so stark wie irgend möglich 
gemacht. Die 2.Armee stellt das XVIII. Armeekorps und nötigenfalls 
selbst das Gardekorps zur Verfügung. Auch die anderen Armeen müssen 
alle irgend verfügbaren Truppen freimachen. Erst wenn alle Kräfte bei 
Amiens versammelt sind, wird zum entscheidenden Stoß gegen den Feind 
angetreten, der sich inzwischen nördlich Paris gegen den rechten Heeres- 
flügel vereinigt haben wird. 
General v. Falkenhayn traf vorerst keine Entscheidung. Cr erklärte, 
die Genehmigung des Kaisers herbeiführen zu müssen, und ordnete lediglich 
an, daß das XVIII. Armeekorps mit Ausnahme einer gemischten Brigade, 
der 50. Infanterie-Vrigade, die der 7. Armee unterstellt wurde, zur Ver- 
fügung der 6. Armee nach Chauny marschieren solle. Auf den Besuch des 
Oberkommandos 1 verzichtete er, weil das Armee-Hauptquartier Vauxaillon 
i) Am Chemin des Dames, 16 km südlich Laon.
	        
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