Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

General v, Falkenhayn ist bestrebt, die Heeresfront nicht erstarren zu lassen. 
75 
Feuer den Bann zu brechen. Immer lauter wurden die Stimmen, die 
sich gegen das nutzlose Anstürmen der Infanterie ohne ausreichende 
Artillerieunterstützung aussprachen. Aber man war mit der Munition fast 
am Ende. 
Das ganze Sinnen des Generals v. Falkenhayn war darauf gerichtet, 
den Zustand der Erstarrung zu überwinden und wieder Bewegung in die 
Armeen zu bringen. Da ihm der in der Nacht vom 14. zum 15. September 
erwogene Gedanke, ein weiteres Stück des eroberten Landes preiszugeben 
und eine neue Operation einzuleiten, jetzt nicht mehr ausführbar schien, 
wandte sich sein Blick immer mehr auf den freien Raum nördlich Noyon, 
der noch ausreichende Möglichkeiten für die Operationen bot. Cr hielt 
die Gesamtlage für so gespannt, ja überspannt, daß nach seiner Überzeugung 
in allerkürzester Zeit eine Lösung eintreten mußte. Alles kam auf das recht- 
zeitige Eintreffen der 6. Armee an. Damit konnte die Oberste Heeres- 
leitung indes nach den am 20. September vorliegenden Nachrichten nicht 
mit Sicherheit rechnen. Bedenklich stimmen mußte die am gleichen Tage 
um 545 morgens vom Generalgouvernement Belgien eingegangene Meldung, 
daß bisher bei Gent und Ostende gemeldete feindliche Kräfte sich wahrschein, 
lich gegen die rechte Heeresflanke in Marsch gesetzt hätten. Die Oberste 
Heeresleitung richtete daraufhin an die 6. und 1. Armee um 9™ vormittags 
folgenden Befehl: „Es ist erforderlich, über Verhältniffe in rechter 
Heeresflanke klar zu sehen. Flieger- und Autoaufklärung über Lille—Arras— 
Amiens—Beauvais möglichst bis zur Küste daher dringend erforderlich, 
6. Armee über Linie Lille—Arras—Albert, 1. Armee über Amiens—Beau- 
vais." Das Generalgouvernement Belgien hatte seinerseits bereits eine 
starke Radfahrerabteilung auf Courtrai—Tournai entsandt, die feststellen 
sollte, ob belgische oder englische Truppen über Lille nach Süden oder auf 
Möns marschierten. Günstiger lauteten die Crkundungsergebnisse von der 
Front, wo der äußerste feindliche Nordflügel bei Beuvraignes, südlich 
Roye, festgestellt war. 
Mit Ungeduld erwartete General v. Falkenhayn das Eingreifen 
der 6. Armee auf dem rechten Heeresflügel. Bereits in der Nacht 
vom 19. zum 20. September hatte er das noch in Namur befindliche 
Armee-Oberkommando 6 ersucht, sich an die Front zu begeben. „Es 
ist vorauszusehen," so hatte er telegraphiert, „daß das XXI. Armeekorps 
in die Kämpfe an der Aisne eingreifen muß, bevor die bayerischen 
Armeekorps herangekommen sein werden. Eine gemeinschaftliche Führung 
des XXI. Armeekorps sowie des auf dem rechten Flügel der 1. Armee 
bereits fechtenden IX. Refervekorps und der ebendort befindlichen, voraus¬
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.