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Die Operationen in Frankreich und Belgien.
stellungen und Erkundungen nicht mehr größere Angriffe befohlen würden,
sondern daß man sich mit Patrouillenunternehmungen begnüge.
Im Vereich der 3. u n d 5. A r m e e ruhte der Kampf. Der Chef des
Generalstabes der 5. Armee, Generalleutnant Schmidt v. Knobelsdorf, hatte
bei einer Besprechung am 20. September im Großen Hauptquartier in
Luxemburg von General v. Falkenhayn Weisung erhalten, geeignete Ma߬
nahmen zu treffen, um zu verhindern, daß der Gegner stärkere Kräfte von
der Armeefront nach der Maas wegzöge"). Das Oberkommando entschloß
sich daraufhin, am 22.September zwischen den Argonnen und der Maas
anzugreifen. Der 21. September war für Truppenverschiebungen notwendig.
Das Ziel des Angriffs war zunächst Varennes.
5. Die Lronrfahrt des Generals v. Falkenhayn.
Hierzu auch Karte 4 (1 :10VO 000).
2«. September. Allgemein hatte der Verlauf der Kämpfe an der Westfront in den
letzten acht Tagen die Erkenntnis reifen lassen, daß die bisherige Art des
Angriffs zu einem durchschlagenden Ersolge nicht mehr führen konnte, be-
sonders da immer empfindlicherer Mangel an Artilleriemunition und große
Offizierverluste den Angriffsschwung lähmten. Es kam hinzu, daß durch
den Ausgang der Schlacht an der Marne die Feinde Mut und Selbstver-
trauen wieder gewonnen hatten. Die Bewegung war im Erstarren. Die
beiden Heere lagen einander in Feldstellungen gegenüber. Trotz aller An-
strengung gelang es nirgends mehr, vorwärts zu kommen. Wie weit sich
der feindliche Stellungsbau aus der Initiative der Truppe und aus den
örtlichen Kampfverhältnissen heraus entwickelt hatte, wie weit ihm plan-
mäßige Anordnungen der feindlichen Führung zugrunde lagen, war noch
nicht zu übersehen. Darüber konnte aber ein Zweifel nicht bestehen, daß
die Franzosen hierdurch die Möglichkeit gewonnen hatten, stärkere Kräfte
aus der Front herauszuziehen und gegen die offene Flanke des deutschen
Heeres zu führen. Die deutschen Gegenmaßnahmen hatten sich als unzu-
länglich erwiesen; der Versuch, durch zahlreiche Vorstöße und Einzelan-
griffe auf der ganzen Heeresfront den Feind zu fesseln, war vielleicht nicht
ganz ohne Erfolg geblieben, eine ausreichende Wirkung war aber offenbar
nicht erzielt worden. Diese Kampfmethode verbrauchte im übrigen unver-
hältnismäßig viel Menschen und Munition; sie ließ sich infolgedessen
nicht unbegrenzt fortsetzen. Die Truppe war allgemein der Auffassung,
daß allein die schwere Artillerie imstande sein werde, durch ihr starkes
i) S. 68.