General v. Falkenhayn verzichtet auf den Angriff der Heeresmitte. 69
linken Armeeflügels infolge anderer Umstände unterblieben ist, ist es erforder-
lich, dem Gegner den bei ihm nach sicheren Nachrichten bestehenden Glauben
zu nehmen, 5. Armee sei überhaupt nicht mehr operationsfähig. Feind würde
sonst so starke Kräfte an die Maas werfen, daß die gegen die Forts heute
beginnende Unternehmung') dadurch aussichtslos wird. Dem Armee-Ober-
kommando wird das hiernach Erforderliche anheimgestellt."
4. Die Ereignisse vom J9.bis 22. September.
Hierzu Karte 2(1 :300 000).
a) Der rechte Heeresflügel.
Der Verzicht des Generals v. Falkenhayn auf die am 20. September w. September,
geplante große Offensive betraf lediglich den linken Flügel der 2. sowie die
3., 4. und 5. Armee. Für die 1.,7. und den rechten Flügel der 2. Armee
blieb der bisherige Angriffsbefehl in Kraft. Generaloberst v. Bülow
hatte ihn dahin ergänzt, daß die 1. Armee den Angriff der 7. mit möglichst
starkem linken Flügel unterstützen solle. Sobald die 7. Armee die Aisne
überschritt, hatte sich auch die 1. unter Staffelung ihres rechten Flügels dem
Vorgehen anzuschließen. Die Wiederaufnahme des Angriffs der 2. Armee
war von einer erfolgreichen Beschießung von Reims durch die schwere
Artillerie abhängig gemacht. Im übrigen sollte die Truppe den Tag zur
Ordnung der Verbände und Regelung der rückwärtigen Verbindungen
benutzen.
Aus den Anordnungen des G e n e r a l o b e r st e n v. V ü l o w ist ein
Nachlassen des Angriffswillens deutlich zu erkennen. Diese Sinnesänderung
findet ihre Erklärung einmal in der zunehmenden Erkenntnis, daß sich die
Aussichten für die erfolgreiche Durchführung der Offensive zwischen Soifsons
und Reims durch den immer fühlbarer werdenden Munitionsmangel sowie
durch die völlige Erschöpfung der Truppe und ihre schweren Verluste
auf ein äußerst geringes Maß vermindert hatten. Wichtiger war aber
wohl noch, daß Generaloberst v. Vülow am 19. September zum ersten Male
davon Kenntnis erhielt, daß die 6. Armee hinter den rechten Heeresflügel
herangeführt wurde mit der Aufgabe, die Heeresflanke zu sichern und dem-
nächst einen neuen umfassenden Angriff des deutschen Westheeres einzu-
leiten. Hieraus ergab sich für ihn eine ganz neue operative Auffassung.
Das Schwergewicht der Operationen lag jetzt seiner Überzeugung nach nicht
mehr bei der 7. und 2. Armee, sondern auf dem äußersten rechten
Heeresflügel.
*) Gemeint war das Vorgehen der Armee-Abteilung Strantz.