Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
Die Lage im Rücken des Heeres blieb unklar. Nach einer Meldung 
des Generalfeldmarschalls v. der Goltz mehrten sich die Anzeichen für die 
Absicht einer feindlichen Offensive aus nordwestlicher Richtung von Gent 
her auf Brüssel. Dagegen hatte eine Kavallerie-Aufklärungsabteilung Dix- 
mude, Vailleul und Marchiennes vom Gegner frei gefunden. 
Die einzige Anordnung, die General v. Falkenhayn angesichts dieser 
bedrohlichen Nachrichten im Augenblick noch treffen zu müssen glaubte, war 
der verschärfte Antrieb zu offensiver Tätigkeit auf der gesamten Front. 
In einer Besprechung, die am Vormittage des 18. September zwischen 
ihm und dem Oberbefehlshaber der 6. Armee, Kronprinz Nupprecht von 
Vayern,sowie dessen Generalstabschef,Generalmajor Krafft v. Dellmensingen, 
in Anwesenheit des Generalobersten v. Moltke und des Obersten Tappen in 
Luxemburg stattfand, legte General v. Falkenhayn zunächst die zukünftigen 
Aufgaben der 6. Armee dar und ging dann auf die allgemeine Lage ein, die 
er ziemlich günstig schilderte. Der feindliche Dmchbruchsverfuch am rechten 
Heeresflügel sei abgewiesen. Die 7. und 1. Armee machten zwar langsame, 
aber sichere Fortschritte. Cs herrsche der allgemeine Eindruck, daß der Wider- 
stand des Gegners nachzulassen beginne. Die Hauptsorge der Heeresleitung 
betreffe die rechte Heeresflanke. Außer der mit Sicherheit festgestellten 
feindlichen Kavallerie sei gestern in der Gegend Psronne auch Infanterie 
aufgetaucht. Die 6. Armee sollte zunächst mit den zuerst eintreffenden Teilen, 
in erster Linie dem XXI. Armeekorps, den bei Montdidier—Roye er- 
schienenen Feind zurückwerfen und die Deckung der rechten Heeresflanke 
übernehmen. Ihre Hauptaufgabe, von der die Armee sich nicht abziehen 
lassen dürfe, bleibe jedoch, so bald und so stark als möglich auf dem 
rechten Heeresflügel aufzutreten und hier in umfassendem Angriff die Cnt- 
scheidung der Schlacht zu bringen, auch wenn die Kräfte nacheinander ein¬ 
gesetzt werden müßten. Hier griff Generaloberst v. Moltke ein. Er betonte, 
daß „die Hauptaufgabe der 6. Armee immer das entscheidende Eingreifen 
am rechten Flügel bleibe und hierzu die Versammlung aller Kräfte ab- 
gewartet werden müsse'"), eine Auffassung, die auch Oberst Tappen 
teilte; schon die erste von diesem herrührende Fassung einer Anweisung für 
die 6. Armee enthielt den Satz: „Nach Eintreffen der 6. Armee ist beabsich¬ 
tigt, sie zu entscheidendem Angriff auf dem rechten Heeresflügel einzusetzen." 
Kronprinz Nupprecht^) trat ebenfalls für die Auffassung des Generalobersten 
*) Nach Mitteilung des Generals Krafft v. Dellmensingen auf Grund von Tage- 
buchaufzeichnungen. 
-)Nach einer Zuschrift des Kronprinzen Nupprecht an das Reichsarchiv vom 
29. Juni 1928.
	        
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