Örtliche Kämpfe bei der Heeresmitte am 17. und 18. September. 53
wie vor überlassen, Zeit und Ort für einzelne Vorstöße zu bestimmen, da
sie die an der Kampffront bestehenden Möglichkeiten besser übersehen und
beurteilen konnten als die Oberste Heeresleitung.
Der 18. September stand daher bei den Armeen der deutschen Heeres-1«. s-pt-mv-r.
mitte, ebenso wie die vorhergehenden Tage, im Zeichen nicht einheitlich
geführter örtlicher Cinzelkämpse. Der Führer der 3. Armee, General
der Kavallerie v. Einem, der zu der Einsicht gelangt war, daß die bisherige
willkürliche Gestaltung der Kämpfe und ihr ungewollter Verlaus nicht zu
dem erstrebten Erfolg führen werde, regte in einer schriftlichen Beurteilung
der Lage vom 18. September 9™ vormittags eine gemeinsame Offensive des
linken Flügels der 2. sowie der 3. und 4. Armee an. Eine einheitlich geleitete
Angriffsbewegung verspreche mehr Crsolg als kurze Teilvorstöße. Bevor die
Oberste Heeresleitung zu diesem Vorschlage Stellung nehmen konnte, gingen
beim Oberkommando der 3. Armee Fliegermeldungen ein über den Abmarsch
feindlicher Kolonnen über St. Hilaire le Grand und Suippes in westlicher
Richtung. Anter diesen Umständen glaubte General v. Einem die Antwort
der Obersten Heeresleitung nicht abwarten zu sollen, er befahl vielmehr um
1230 nachmittags dem XII. Reservekorps, unverzüglich in der Richtung auf
Thuizy—Sept Saulx anzugreifen. Die rechte Division des XIX. Armee-
korps sollte den Angriff gestaffelt begleiten, die linke Anschluß an den rechten
Flügel der 4. Armee halten. Der zu Beginn mit starkem Schwung vorgetra-
gene Angriff des XII. Reservekorps führte über meist deckungsloses Gelände
und konnte durch die im Munitionsverbrauch stark beschränkte Artillerie nur
unzureichend unterstützt werden. Es traten erhebliche Verluste ein; die Stoß-
kraft der Truppe erlahmte bald. Rur an wenigen Stellen erreichte der
Angriff die feindlichen Gräben. Roch geringeren Erfolg hatte das
XIX. Armeekorps, bei dem überhaupt nur ein Teil der Truppen die Aus-
gangsstellungen verließ. In den späten Nachmittagsstunden erkannte das
Oberkommando, das von seinem Gefechtsstande südlich Moronvilliers aus
einen Teil des Schlachtfeldes übersah, daß der Angriff angesichts des uner-
warteten feindlichen Widerstandes mißlingen würde. Der Oberbefehlshaber
ordnete daher die Zurücknahme der Truppen in die Ausgangsstellungen an,
da ihm überdies der Zweck des Angriffs, Fesselung des Gegners,
erreicht schien.
Das Oberkommando der 4. A r m e e hatte entsprechend den allgemeinen
Weisungen der Obersten Heeresleitung für den 18. September kurze,
kräftige Offensivstöße angeordnet. Die Truppe griff jedoch den Befehl
nicht auf. Es bestand bei ihr trotz der eingetretenen Gefechtsruhe nicht der
Eindruck, daß der Feind sich geschwächt habe und unterlegen sei. Man
rechnete vielmehr mit weiteren Angriffen des Gegners. Es bedurfte gegen