Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Fortgang der Kämpfe am 18. September. 
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das IX. Armeekorps mit zugeteilten Landwehrformationen nach Erreichen 
der Aisne in der Linie Ehoisy au Vae (nordöstlich Eompisgne)-Attichy 
—Vie Aufstellung nehmen solle. Das IX. Reservekorps wurde angewiesen, 
sich in der Gegend südwestlich Marqusglise (nordwestlich Compiögne) als 
Staffel zu offensiver Verwendung gegen feindliche Flankenbedrohung bereit- 
zustellen. Dieser Befehl, der infolge der Entwicklung der Lage nicht zur Aus- 
sührung gelangte, war kennzeichnend für die beim Oberkommando bestehende 
Auffassung. Der Gedanke, den rechten Armeeflügel zurückzunehmen, nach- 
dem man dem Gegner einen kräftigen Schlag versetzt hatte, und das 
IX. Reservekorps stark rückwärts gestaffelt nördlich der Oise aufzustellen, 
war fallengelassen. Vielmehr sollte nunmehr die Aisne-Linie in ihrer 
ganzen Ausdehnung gehalten werden, sobald sie erreicht war. Auf tiefe 
Staffelung des IX. Reservekorps glaubte das Oberkommando verzichten zu 
können. Die Abwehr der in der rechten Heeresflanke aufgetretenen feindlichen 
Kavallerie wurde den in der Etappe stehenden Landwehrtruppen und der 
4. Kavallerie-Division übertragen. Offenbar schätzte also das Oberkom- 
mando der 1. Armee die Gefahr der Äberflügelung und Umfassung im 
Augenblick nicht mehr hoch ein und hoffte, den rechten Armeeflügel in seiner 
stark gefährdeten Stellung mehrere Tage halten zu können, bis die Verstär- 
kungen herankamen. 
Generaloberst v. Vülow beharrte demgegenüber noch immer auf seiner 
alten Forderung der Rückwärtsstaffelung des rechten Flügels der 1. Armee 
und der Verlegung des Schwergewichts auf deren linken Flügel. Ein 
am 18. September 215 nachmittags beim Oberkommando 1 eintreffender 
Funkspruch verlangte „Anschluß 1. Armee an 7.unter Rückwärtsstaffelung 
starker Kräfte hinter rechten Flügel. Befehle der 1. Armee beschleunigt 
Angriff mindestens zweier Armeekorps gegen Feind gegenüber rechtem 
Flügel 7. Armee, damit diese baldigst Aisne gewinnt". In einem späteren, 
der 7. Armee zugeleiteten Telegramm wurde diese Forderung noch einmal 
unterstrichen mit dem Hinzufügen . . dabei ist der 1. Armee gegenüber 
erneut zu betonen, daß ich mir von diesem umfassenden Angriff einen ent- 
scheidenden Erfolg verspreche." 
Das blutige Ringen an der Aisne und bei Reims war am Abend des 
18. September trotz gewaltiger Anstrengungen auf beiden Seiten der Ent- 
fcheidung noch nicht nähergerückt. Daß den sich müde hinschleppenden 
Kämpfen die heiße Leidenschaft und der Schwung der bisherigen Schlachten 
fehlte, hatte nur zu sehr seine guten Gründe. Räch all den übermenschlichen 
Anstrengungen der vergangenen Wochen, vor allem aber nach dem Rück- 
schlag an der Marne, war die Truppe körperlich und seelisch erschöpft; sie 
war am Ende ihrer Kraft und bedurfte dringend der Ruhe, der Auffüllung
	        
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