Full text: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Ernster Stand der Artillerie-Munitionsversorgung. 
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tigung der heimischen Industrie angewiesen'). Dank den inzwischen 
von der Heeresverwaltung in die Wege geleiteten Maßnahmen, wie 
Erweiterung der staatlichen und privaten Betriebe, Heranziehung einer 
größeren Anzahl von Privatfabriken zur Munitionsfertigung, Verein- 
fachungen der Geschoßkonstruktion, Zulassung aller statthaften Crleichte- 
rungen bei der Geschoßabnahme, Belassung Heerespflichtiger Facharbeiter 
in den Munitionsbetrieben u. a. m., war es gelungen, die Herstellung von 
Feldartilleriemunition nicht unwesentlich über das Höchstmaß 
der planmäßig vorgesehenen Lieferungsmengen zu steigern. Dadurch stand 
zwar für die Feldartillerie, wenn auch nicht sofort, so doch in 
baldiger Zukunft, eine Erleichterung der Versorgung zu erwarten, für die 
Fußartillerie blieb indes die Munitionslage auch weiterhin 
außerordentlich ernst. Die Zahl der zur Fertigung der schwierig her- 
zustellenden Fußartilleriemunition geeigneten Fabriken war zur Zeit ebenso 
gering wie deren Produktionsfähigkeit. Erst Anfang Oktober 1914 waren 
die Vorarbeiten zur Konstruktion vereinsachter Fußartilleriegeschosse zum 
Abschluß gekommen. Che die industriellen Werke aber zur Massensabri- 
kation selbst dieser leichter und schneller herzustellenden Geschosse übergehen 
konnten, mußten noch Monate vergehen. Jedenfalls war der Bedarf 
an Fußartilleriemunition je nach Kaliber und Geschützart Anfang November 
um ein Vielfaches höher als die lieferbaren und tatsächlich gelieferten 
Mengen. Am wenigstens dem Hauptgeschütz der Fußartillerie, der schweren 
Feldhaubitze, eine gewisse Munitionsmenge zuführen zu können, hatte 
bereits die Herstellung von Munition anderer schwerer Kaliber mehr oder 
weniger eingeschränkt werden müssen. Zu alledem meldeten sich bereits die 
ersten Rohstoffschwierigkeiten; unter anderem machte sich ange- 
fichts des erhöhten Pulverbedarfs der Mangel an Salpeter bemerkbar. 
Insgesamt reichte die anfangs November verfügbare Artilleriemunition 
bei weitem nicht aus, um neben den gewaltigen Munitionsmengen, die allein 
die Kämpfe in Flandern verschlangen, auch noch den laufenden Mindest- 
bedarf der übrigen Kampffronten zu decken. An die Möglichkeit der Anhäu- 
fung ausreichender Munitionsvorräte für künftige größere Kampfhandlungen 
war vorläufig gar nicht zu denken. Der ernste Stand der Artilleriemunitions- 
Versorgung mußte daher bei den operativen Erwägungen der Obersten 
Heeresleitung immer mehr eine ausschlaggebende Bedeutung gewinnen. 
In dieser schwierigen Lage zeigte sich am militärpolitischen Horizont 
ein Lichtblick: Die Türkei hatte sich an die Seite der Mittelmächte 
*) Die Schwierigkeiten der Munitionsversorgung und -fertigung werden in 
„Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft", Band II, eingehend behandelt werden, 
t Weltkrieg. V. Land. 36
	        
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