Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. 
Dauer war aber die zahlenmäßige Übermacht des Gegners doch zu groß; sie 
ließ die größere Tüchtigkeit der deutschen Truppen nicht zu d e r Wirkung 
kommen, die die obere Führung erhoffte. Die alten, in großen Schlachten 
bewährten Divisionen waren in fortgesetzten Kämpfen und anstrengenden 
Märschen bei ungünstiger Witterung schließlich so zusammengeschmolzen, daß 
die Bataillone teilweise noch nicht 300 Mann und kaum ein halbes Dutzend 
Offiziere zählten. Dafür hatten Landwehrverbände, schnell zusammen- 
geraffte Crsatzformationen und junge Truppen in schwere Kämpfe geführt 
werden müssen, bei denen sie infolge ungünstiger Zusammensetzung, mangel- 
hafter Ausrüstung und Bewaffnung trotz besten Wollens schnell an Kampf- 
wert einbüßten. Da seit Wochen auf der ganzen Front Gefechtsberührung 
mit dem Gegner bestand, hatte es weder Ablösung aus der Kampflinie noch 
Ruhe gegeben. 
In zäher Verteidigung des heimatlichen Bodens haben aktive, Reserve- 
und Landwehr-Verbände, Crsatztruppen, Landsturm und neuaufgestellte, 
zum großen Teil aus jungen Freiwilligen bestehende Formationen ihr 
Bestes hergegeben. Daß der übermächtige Gegner bis Anfang November 
nur unbedeutende deutsche Grenzstriche besetzen konnte, bleibt ihr Verdienst 
und das der willensstarken und rastlos tätigen Armeeführung des Generals 
v. Schubert wie des Generals v. Franyois. Der Aufenthalt, den der Gegner 
an der Grenze erlitt, hat die Zeit verschafft, die Lötzen-Angerapp-Stellung 
zu einem so starken Bollwerk auszubauen, daß die Abwehr dort künftig mit 
geringsten Kräften durchgeführt werden konnte. 
Über die deutschen Gefechtsverluste hat sich Sicheres nicht feststellen 
lassen, bei überschläglicher Berechnung kommt man auf 15000 bis 
20000 Mann. Dem standen — neben den schweren blutigen Verlusten 
der Russen — gegen 20000 Gefangene und etwa 50 Geschütze als Beute 
gegenüber.
	        
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