Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Die russische Verfolgung läuft sich fest. 
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lich eine neue 1. Armee, während an der ostpreußischen Ostfront die 
10. Armee mit entsprechend verändertem Bestände allein blieb. 
Vor Iwangorod erkannten die Russen den am 26. Oktober eingeleiteten21 • ot* 
Rückzug der Verbündeten erst am nächsten Tage. Für die Verfolgung 
wiederholte die Oberste Heeresleitung das schon am 22.Oktober gegebene 
Ziel: Kutno—Tomaschow—Sandomir. Die 2. Armee hatte diese Linie aber 
schon erreicht; so wurde durch den Befehl zunächst nur die in der Mitte 
zurückhängende Front wieder ausgerichtet. Erst die am 27. und 28. O k - 
tober bei der Nordwestfront einlaufenden zahlreichen Meldungen über 
deutsche Rückzugsbewegungen auch vor dem rechten Flügel veranlaßten den 
General Rußki, diesen Flügel am 29. wieder in Bewegung zu setzen. Äber 
die Linie Kutno—Lods—Tomaschow—Sandomir kam die russische Front 
bis zum 31. Oktober im ganzen aber doch kaum hinaus. Die Fühlung 
mit dem Feinde war verlorengegangen, „selbst der Reiterei gelang es nicht, 
ihn einzuholen"^). 
Die russische Oberste Heeresleitung stand vor neuen Cnt- 
Müssen. In der Richtung auf die untere Weichsel klaffte offenbar eine 
große Lücke in der feindlichen Gesamtfront, aber man wagte nicht, kühn in 
sie hineinzustoßen; Zerstörungen hemmten die Vorwärtsbewegung, der 
Nachschub kam nicht mehr mit; vor allem aber schienen die Flügel der 
eigenen Heeresfront in Ostpreußen und Galizien noch zu weit zurück. So 
blieb die Gelegenheit zum großen strategischen Durchbruch ungenutzt. 
General Iwanow drängte auf Einschwenken gegen Galizien, wo der Gegner 
am San noch hielt; während die Südwestfront hier reinen Tisch machte, 
konnte die Nordwestfront unter Wiederholung des im August versuchten 
Verfahrens Ostpreußen erobern. Dann aber kamen Bedenken: die soeben 
von der mittleren Weichsel vertriebenen Truppen des Generals v. Hinden- 
bürg gewannen wieder volle Bewegungsfreiheit und konnten das deutsche 
Vahnnetz ausnutzen. Diese Besorgnis führte dazu, daß die Armeen 
der Mitte (2., 5., 4. und 9.) am 31. Oktober doch schon wieder in 
Bewegung gefetzt wurden; aber auch dieses Mal wurden ihnen nur etwa 
30 km vorwärts gelegene Ziele angewiesen. Am 2. November fand 
die Verfolgungsbewegung ihren Abschluß. Während in Ostpreußen und 
Galizien der Angriff weiterging, mußten in Russisch-Polen erst Bahnen 
und Straßen wieder hergestellt werden, bevor man aufs neue antreten konnte. 
Der Oktoberfeldzug im Weichfel-Bogen hat keine große Entscheidung 
gebracht und wohl auch nicht bringen können. Auf Seite der Mittel- 
mächte haben die in einem Bündniskriege kaum vermeidbaren Reibungen 
l) Korolkow, Überblick. S. 73—75. 
f Weltkrieg. V. Band. 
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