Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

9. Armee, Operationen südwestlich Warschau. 
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war bis zum 25.Oktober zwischen Rawa und der Weichsel in Stärke 
von mindestens zehn Infanterie-Divisionen festgestellt: I., IV., XXIII., 
II. Korps, 50. Infanterie-Division und 79. Reserve-Division. Damit schon 
stand die große zahlenmäßige Überlegenheit 5es Gegners auf diesem Flügel 
zweifelsfrei fest; vielleicht waren aber dort noch weitere Kräfte im An- 
marsch: das VI. Korps, das bisher nördlich Rowogeorgiewsk gestanden 
hatte, und das II. sibirische Korps. Schließlich hieß es in einem der 
gerade in diesen Tagen besonders zahlreich aufgefangenen russischen Funk- 
sprüche, der als „sehr dringend" an das II. Korps gerichtet war: „vom 
25. zum 26. Oktober werden Teile der neuen Rennenkampffchen Armee, 
der Stab bei der 6. sibirischen Division, V. sibirisches Korps, an die untere 
Weichsel vorgehen"^). Auch wenn dieser Funkspruch — was man damals 
beim Armee-Oberkommando für möglich hielt — ein „Bluff" war, so hatte 
sich die Lage auf dem deutschen Westflügel doch so ernst gestaltet, daß sie 
ohne baldigen Erfolg des österreichisch-ungarischen Heeres unhaltbar wurde. 
Die Hoffnung auf solche Wendung bestand aber kaum noch. Andererseits 
war ein Rückzug nach Westen, der dem Gegner den nächsten Weg in das 
Herz der deutschen Heimat verwehrt hätte, schon jetzt nicht mehr möglich. 
Man konnte nur noch in s ü d westlicher Richtung ausweichen, wobei man 
sich von der Richtung auf Verlin, die dann in der linken Flanke blieb, mit 
jedem Schritte weiter entfernte. Als erste Vorbereitung für solchen Rück- 
zug war an das Stellvertretende Generalkommando des VI. Armeekorps in 
Breslau bereits am 20. Oktober der Befehl ergangen, die aus der Linie 
Kjelzy—Roworadomfk nach Süden führenden Straßen instand zu setzen. 
Als es am 25. Oktober zweifelhaft wurde, ob sich die österreichisch-ungarische 
l. Armee weiterhin auch nur behaupten könne, folgten an dasselbe General- 
kommando und an die Etappen-Inspektion in Roworadomfk Weisungen für 
den sofortigen Ausbau einer Stellung durch Pioniere und Zivilbevölkerung 
in der Linie Roworadomfk—Wjelun. 
Die deutsche 9. Armee war mit ihrem Ausharren bis an die Grenze 2s.s«ober. 
des Möglichen gegangen. Für sie fiel mit dem Rückzüge der österreichisch- 
ungarischen 1. Armee von Iwangorod am 26. O k to be r die Entscheidung. 
Die deutsche Armee ohne Aussicht auf baldige Wendung noch länger den 
Gefahren der Umklammerung auszusetzen, hätte sich nicht verantworten 
lassen. Was weiter werden sollte, war zunächst ungeklärt. Die vorberei- 
teten umfangreichen Bahn- und Wegezerstörungen') sollten den feindlichen 
Vormarsch aufhalten; beim Oberkommando rechnete man damit, daß er 
*) Wortlaut der Übertragung so in den Akten. — 
-) S. 425. 442 und 448.
	        
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