Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

485 Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. 
wegen der Verhältnisse auf dem linken Flügel und der weiter zunehmenden 
numerischen Überlegenheit nicht gebessert. Außerdem glaubt Armee-Ober- 
kommando für bevorstehende Entscheidung auf eine österreichische Mitwir. 
kung kaum rechnen zu können." Ob der geplante Stoß über die untere 
Piliza gegen Warschau") noch möglich sei, war daher immer fraglicher 
geworden. Das zur Mitwirkung dabei in Aussicht genommene XI. Armee, 
korps hatte nach dem bedrohten äußersten linken Flügel in Marsch gesetzt 
werden müssen, und General v. Mackensen hatte Weisung erhalten^ die 
weitere Zurücknahme dieses Flügels vorzubereiten. 
Am 24. Oktober, als der Gegner an die Stellungen der Gruppe 
Mackensen dicht herangekommen war, wich diese aus, mit ihrem äuße- 
ren Flügel nach Kolazinek, südlich von Lowitsch. Weiter nördlich gingen 
das Kavalleriekorps und Landsturm, die Russen abwehrend, nach Westen 
zurück. Nur nahe der Stadt Rawa, wo sich der Druck des Gegners schon 
tags zuvor am stärksten fühlbar gemacht hatte, kam es zu einem Zwischenfall: 
hier waren Teile der 21. Landwehr-Brigade in die Front der 35. Infanterie- 
Division eingeschoben. Infolge von Unstimmigkeiten in der Befehlsüber- 
mittlung rückte die Landwehr-Infanterie ab, während Batterien der aktiven 
Division stehenblieben; elf Geschütze fielen dem scharf drängenden russischen 
I. Korps in die Hand. 
Der Gegner erschien stellenweise schon am 25. Oktober vor den 
neuen Stellungen des Generals v. Mackensen. Gegen sie und das rechts 
anschließende Landwehrkorps unternahm er heftige, aber unzufammen- 
hängende Angriffe. Dabei gelang es Teilen der russischen 22. Infanterie- 
Division vom I. Korps, bei Gluchow, westlich Rawa, im Morgennebel 
auf der Grenze zwischen deutscher 35. Infanterie-Division und 21. Land- 
wehr-Vrigade tief in die Stellung einzudringen; ein Gegenstoß, den der 
Kommandeur der 87. Insanterie-Vrigade, Generalmajor v. Hahn, mit 
geringen Reserven führte, schnitt die eingedrungenen Russen ab; ihre Reste 
fielen in Gefangenschaft. Gleichzeitig bedrohten aber russische Kräfte aus 
der Gegend nördlich von Lods auch schon den westlichen Flügel der Gruppe 
Mackensen. Hier war inzwischen das deutsche XI. Armeekorps unter 
General v. Plüskow im Anmarsch. Seine vordere, 38. Infanterie-Division 
unter Generalleutnant Wagner griff bei Strykow an und warf den Gegner; 
die 22. Infanterie-Division war noch weiter zurück^). 
Beim Armee-Oberkommando hatten sich inzwischen die 
Nachrichten über das Anwachsen des russischen rechten Heeresflügels immer 
mehr verdichtet. Dieser schien geradeaus nach Westen zu marschieren, er 
S. 465 und 467. — -) S. 476.
	        
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