Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. 
Funkspruch bekannt, nach dem bei Kosjenize, wo bisher nur Teile des 
III. kaukasischen Korps angenommen wurden, nunmehr in der Nacht zum 
12.Oktober auch das russische XVII. Korps über die Weichsel gehen wolle. 
Die Lage erschien jetzt ernst. Cs kam alles darauf an, ausreichende Kräfte 
nach Kosjenize zu werfen, bevor der Gegner sich dort allzu sehr verstärkte. Um 
1° nachts erhielt das Garde-Reservekorps die Weisung, sofort mit möglichst 
starken Teilen dorthin abzumarschieren; ein Feldartillerie-Regiment mußte 
allerdings zur Verfügung des artilleristisch schwachen Landwehrkorps zurück- 
bleiben. Die als Armeereserve bei Swolen liegende 43. Infanterie-Brigade 
der 22.Infanterie-Division des XI. Armeekorps wurde alarmiert und zur 
Verfügung des Garde-Reservekorps ebenfalls nach Norden in Marsch gesetzt; 
da ihre Truppen auf zahlreichen Einzelhöfen untergebracht waren, dauerte es 
aber geraume Zeit, bis sie den Marsch antreten konnte. Inzwischen hatte 
General v. Gallwitz schon die 15. Reserve-Infanterie-Brigade der 1. Garde- 
Reserve-Division und, ihr folgend, die 3. Garde-Infanterie-Division in 
Marsch gesetzt, die, ermüdet von den Kämpfen der beiden letzten Tage, eben 
erst zur Ruhe gekommen waren. Bei strömendem Regen, auf grundlosen 
Wegen, meist mit leerem Magen und nach unzureichender Ruhe, ging der 
Marsch durch die Dunkelheit nur langsam nordwärts. 
Die 72. Infanterie-Brigade hatte vom Armee-Oberkommando unmittel- 
bar einen Befehl erhalten, nach dem sie den Weichsel-Äbergang der 
Russen „unbedingt zu verhindern" Hatte; ohne Kenntnis von diesem Befehl 
hatte ihr General v. Gallwitz später befohlen, „vor Überlegenheit nach 
Westen" auszuweichen. Er hoffte, dem nachfolgenden Gegner dann von 
Süden wirksam in die Flanke stoßen zu können. Als die Truppen des 
Generals v. Gallwitz am Morgen des 12. Oktober herankamen, stand die 
Brigade noch in ihrer bisherigen Stellung, nur den linken Flügel hatte 
Generalmajor Schaer vor drohender Überflügelung etwas zurückgenommen; 
feine Truppen waren sehr ermüdet. Der Gegner, der sich bisher zurück¬ 
gehalten hatte, versuchte jetzt anzugreifen. Generalmajor Schaer richtete 
daher um 9" vormittags einen dringenden Hilferuf an General v. Gall- 
witz und veranlaßte ihn zu schnellstem Einsatz seiner vordersten Truppen. 
So blieb im wesentlichen nur noch ein Frontalangriff übrig. Der Kom¬ 
mandierende General wollte dabei das Schwergewicht auf den linken 
Flügel legen, wo er hoffen konnte, die feindliche Umfassung zu treffen. 
Zunächst aber setzte er auf dem rechten Flügel die zuerst eintreffende 
15. Reserve-Infanterie-Brigade ein, um der 72. Brigade rasch die erste 
Hilfe zu bringen. Das Vorgehen der Reserve-Brigade vollzog sich unter 
besonders ungünstigen Bedingungen, führte zu schweren Verlusten und 
endete schließlich mit einem Rückschläge, denn der Gegner griff inzwischen
	        
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