Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

9. Armee — Von übermächtigem Angriff bedroht. 
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schwierig bekannt. So wurde es dem deutschen Oberkommando täglich 
zweifelhafter, ob die verbündete 1. Armee den Angriff über den San schließ-- 
lich überhaupt durchführen könne, und, selbst wenn der Ubergang gelang, 
war eine Entlastung der deutschen Front an der Weichsel erst nach und 
nach zu erwarten, denn unterhalb der San-Mündung waren auf dem öst- 
lichen Weichsel-Ufer schon jetzt mehrere russische Stellungen hintereinander 
erkannt, darunter solche mit Front nach Süden. Blieb aber das Anter» 
nehmen der 1. Armee stecken, dann mußte man warten, bis der Angriff 
der übrigen österreichisch-ungarischen Armeen fühlbar wurde. Darüber 
konnte eine Woche oder mehr vergehen. 
Die deutsche 9. Armee war jetzt einem mehrfach überlegenen 
Feinde gegenüber voraussichtlich für längere Zeit auf ihre eigene Kraft an- 
gewiesen. Cs kam alles darauf an, ein Hervorquellen der östlich der Weichsel 
angesammelten russischen Massen über den Strom, vor allem auch aus 
Warschau und aus Nowogeorgiewsk heraus, zu verhindern. Auf dem 
Nordflügel lag die Hauptgefahr. 5lm für ihn Truppen freizubekommen, 
mußte man sich weiter südlich mit geringsten Kräften behelfen. Der 
Gegner mußte hier jetzt erst recht über den Fluß zurückgeworfen, seine 
Brücken mußten zerstört, die Übergangsstellen gesperrt werden. Vei 
Kasimjersh, Nowo-Alexandria, Kosjenize und Gora-Kalwaria war der 
Angriff gegen die auf dem Westufer stehenden Russen bereits im Gange. 
Nach der erbeuteten russischen Lagenkarte schien aber noch eine weitere 
Brückenstelle, an der Piliza-Mündung, in Frage zu kommen, gegen die nun 
ebenfalls Kräfte angesetzt wurden. Man hoffte, daß es der Angriffskraft 
deutscher Truppen gelingen werde, den Feind an allen fünf Stellen in den 
Strom zu werfen. 
Schwieriger lagen die Verhältnisse bei Iwangorod. Von den erwarteten 
österreichisch-ungarischen Mörserbatterien waren die ersten nach Norden ab- 
gedreht, weitere noch nicht heran'). Man mußte sich vorläufig mit Ab- 
sperrung der in einem Flußbogen liegenden, über 10 km breiten russischen 
Vrückenkopsstellung begnügen, die im Fort Wannowski einen starken Rück¬ 
halt hatte. Ob man aber diese Absperrung mit den vorhandenen Kräften 
genügend lange aufrechterhalten konnte, war fraglich. 
Gegen den Feind bei Warschau hätte unmittelbare Mitwirkung der in 
Ostpreußen verbliebenen deutschen 8. Armee jetzt vielleicht in Frage kommen 
können, etwa so, wie sie Generaloberst v. Hindenburg bei Übernahme der 
i) S. 439 s. — Sie sind schließlich angesichts der sich zuspitzenden Lage überhaupt 
nicht eingesetzt worden (Conrad V, S. 127).
	        
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