Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Die 9. Armee erreicht die Weichsel. 
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gelingen werde, starke Teile der Russen mit dem San im Rücken zum 
Kampfe zu stellen und ihnen gleichzeitig über Sandomir mit Teilen der 
1. Armee in den Rücken zu stoßen^). 
d) Maßnahmen der Russen und Ergebnis des deutschen Vormarsches. 
Hierzu Karte 14, Skizze 5und 7. 
Die August- und Septemberkämpfe hatten die Russen ihrem großen «ttw 
Ziele, den Angriff tief nach Deutschland hineinzuführen, nicht näher gebracht.^'emew6et* 
Sie waren aber, entsprechend der Londoner Abmachung vom 4. Septembers, 
entschlossen, den Krieg mit allem Rachdruck weiterzuführen. Der Zar selbst 
sagte am 23. September: „Ich werde den Krieg bis zum äußersten fortsetzen. 
Um Deutschland aufzureiben, werde ich meine Hilfsquellen erschöpfen; ich 
werde, wenn es sein muß, bis an die Wolga zurückweichen^)." 
Wegen der schweren Niederlagen in Ostpreußen und der großen Ver- 
luste auch in Galizien glaubte der Großfürst Rikolaus Rikolaje- 
witsch als Oberster Befehlshaber zunächst das Eintreffen von Ver- 
stärkungen und Crgänzungsmannschaften abwarten zu müssen, bevor er den 
Angriff wieder aufnahm. So wurde auch Frankreichs) auf später vertröstet, 
als es — angesichts drohenden eigenen Munitionsmangels — um Mitte 
September abermals^) möglichst baldige Verlegung der Kriegshandlung 
auf das linke Weichsel-Afer und Einmarsch nach Deutschland erbat. Am- 
gekehrt forderte jetzt die russische Heeresleitung von den Franzosen, daß sie 
die Überführung weiterer deutscher Kräfte nach dem Osten verhinderten^). 
Lähmend wirkte auf alle Entschlüsse der Russen, daß Ostpreußen in der Hand 
der Deutschen geblieben war. Diese wurden als der gefährlichere und 
beweglichere Gegner angesehen und konnten nun, gestützt auf ein für öst- 
liche Verhältnisse besonders leistungsfähiges Eisenbahnnetz, gerade von 
Ostpreußen aus jede Offensive des russischen Heeres auf dem linken 
Weichsel-Ufer wie auch eine solche nach Österreich-Ungarn hinein in Flanke 
und Rücken fassen und damit lahmlegen. So hatten die russischen Erfolge 
an der Südwestfront den Mißerfolg in Ostpreußen keineswegs auszugleichen 
vermocht). 
x) Kriegsarchiv Wien, Studie des Oberstleutnants v. Ioly. Vgl. auch die Ein- 
Zeichnung bei Conrad V, S. 48, 50, 52und Anl. 5. 
2) In London hatten sich England, Frankreich und Rußland verpflichtet, keinen 
Sonderfrieden zu schließen. Näheres bringt der demnächst erscheinende Bd. VI. 
3) Paleologue, I, S. 133 f. — *) Vgl. S. 125 und 129. 
6) Erstmals Anfang August (Band II, S. 36 und 65). 
°) Danilow, S. 289 ff. — ') Ebenda, S.281f.
	        
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