Besprechung in Neu-Sandez, 18. September.
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von Iwangorod sammele. Alles in allem rechnete er mit 57 bis 58 russischen
Infanterie-Divisionen, davon sechs durch Pschemysl gebunden, so daß im
ganzen 51 bis 52 Divisionen den Vormarsch fortsetzen würden^). Die
Russen konnten dabei über die Karpaten-Pässe nach Angarn einfallen
oder sich gegen Krakau und Schlesien wenden. Das erstere erschien
dem General Ludendorff für die weitere Gestaltung der militärische:?
Gesamtlage im Osten nicht unerwünscht, aber es war doch das weniger
Wahrscheinliche. Auf dem linken Weichsel-Afer nahm General v. Conrad
etwa ein russisches Korps nordwestlich der San-Mündung sowie drei bis
vier Kavallerie-Divisionen und Grenzwach-Abteilungen im westlichen Polen
an; von Warschau sollten große Bahntransporte nach Süden, in der Rich-
tung auf Kjelzy, stattfinden. Eine unmittelbare Gefahr für den österreichisch-
ungarischen Nordflügel lag aber angesichts des Herannahens der deutschen
9. Armee nicht mehr vor.
Wenn der Gegner dem verbündeten Heere weiter folgte, mußte es etwa
am Dunajez zur Schlacht kommen. Dann konnte die deutsche 9. Armee auf
dem nördlichen Flügel durch Umfassung die Entscheidung bringen. Stellte
der Gegner seinen Vormarsch aber vorher ein oder wandte er sich gar nach
Ungarn, dann wollte General v. Conrad gemeinsam mit der Armee Hin-
denburg wieder zum Angriff vorgehen. In jedem Falle war ein starker
Nordflügel nötig, um einen entscheidenden Schlag führen zu können.
General Ludendorff regte daher die Ausdehnung des österreichisch-unga-
rischen Heeres von Tarnow nach Norden bis an die Weichsel und die Ver-
stärkung dieses Nordflügels durch Teile der 2. Armee aus den Karpaten
an. Auch bat er, baldigst österreichifch-ungarifche Kavallerie auf das linke
Weichsel-!lfer zu senden, die dort zur Verschleierung des deutschen Auf-
marsches dringend nötig sei.
Die Besprechung ergab schließlich Übereinstimmung in der Gesamt-
beurteilung der Lage wie in den nächsten Absichten; es kam zu folgender
Abmachung: „1. Falls die Russen drängen, gehen die österreichisch-
ungarischen Armeen mit nördlichem Flügel längs der Weichsel in Richtung
auf Krakau zurück. Österreichisch-ungarische Kavallerie wird von Süden auf
Kjelzy vorgeschoben. — 2. Die deutsche 9. Armee versammelt sich nördlich
Krakau. — 3. Beide Armeen ergreifen sofort nach Beendigung der Ver-
sammlung der 9. Armee die Offensive."
Während General Ludendorff in Reu-Sandez verhandelte, war
Generaloberst v. Hindenburg in Breslau eingetroffen. Nachdem über
das Zusammenwirken mit dem österreichisch-ungarischen Heer Klarheit ge-
*) Conrad. IV, S. 807.