Neugliederung des Ostheeres.
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daß die deutschen Verstärkungen doch nicht über Krakau vorgeführt, sondern
an der schlesisch-posenschen Grenze ausgeladen werden sollten, und daß
man von da aus eine selbständige Operation durchführen wolle, zu der sogar
die Mitwirkung öfterreichisch-ungarischer Kräfte nördlich der Weichsel er-
hofft werde. Das entsprach durchaus nicht den Plänen der österreichisch-
ungarischen Heeresleitung. Erzherzog Friedrich drahtete am 15. Septem-
ber nochmals an den Deutschen Kaiser und bat erneut um Ausladung bei
Krakau—Tarnow und um Unterstellung der deutschen Armee unter öfter-
reichisch-ungarischen Oberbefehl. Das Eingreifen dieser Armee sei sobald
als möglich bei und nördlich Tarnow erforderlich, „wenn gemeinsames
Handeln gesichert sein soll". Welcher operative Gedanke dieser Forderung
des verbündeten Oberbefehlshabers zugrunde lag, vermochte man bei der
deutschen Obersten Heeresleitung nicht recht zu erkennen. Auch wies General
v. Freytag in zwei Drahtungen dringend darauf hin, daß nach den bisherigen
Erfahrungen eine getrennte Verwendung aller deutschen Truppenkörper, als
besondere linke Flügelgruppe, unbedingt besser sei, als eine Untermischung
mit österreichisch-ungarischen Verbänden, wie sie vielleicht den Wünschen
der Verbündeten entspreche.
Am 17. September befahl die deutsche Oberste Heeresleitung end->«-bisis.Sep-
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gültig, auch die beiden in Ostpreußen bereitgestellten Armeekorps zur
9. Armee abzubesördern; sie bestimmte dabei — den dringenden Forderungen
der Verbündeten entsprechend —, daß das zuletzt eintreffende Korps nun
doch bei Krakau ausgeladen werden solle. Die vom Oberkommando der
8. Armee vorgeschlagene, abgesetzt vom österreichisch-ungarischen Heere zu
führende Operation wurde damit unmöglich gemacht. Gleichzeitig aber er¬
nannte der Deutsche Kaiser an Stelle des Generals v. Schubert den General-
obersten v. Hindenburg zum Oberbefehlshaber der 9. Armee und schaffte
damit auch die Frage des österreichisch-ungarischen Oberbefehls aus der Welt,
denn der Generaloberst stand im Dienstrange höher als der Oberste Befehls-
haber des verbündeten Heeres. „Ich übertrage Ihnen", so hieß es in dem
Befehl weiter, „die Gesamtleitung aller Operationen im
Osten. Die 8. Armee, welche General v. Schubert übernimmt, bleibt
Ihnen auch unterstellt. Direktiven für Zusammenwirken mit österreichischer
Armee und Operationen in Preußen behalte ich mir vor."
General Ludendorff war, noch ohne Kenntnis von diesen letzten Ent-
scheidungen, bereits am 16. September früh von Insterburg nach Breslau
abgefahren, um die Versammlung der neuen Armee vorzubereiten. Dorthin
folgte ihm nun am 18. September auch der Generaloberst selbst mit dem
größten Teile des Stabes des bisherigen Oberkommandos. Generaloberst