Betrachtungen zur ersten Schlacht in Flandern.
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abzuwehren und einen schweren Rückschlag zu verhindern, und auch dies nur
dadurch, daß den Alliierten durch die Überschwemmungen der Z)fer-
Niederung in der Gewalt der Elemente ein unverhoffter Verbündeter von
unschätzbarem Werte erwachsen war. Ihre Absicht, östlich Z)pern durch-
zubrechen und dem deutschen Heere eine Katastrophe zu bereiten, konnte nicht
verwirklicht werden.
Der erstrebte große operative Erfolg blieb also beiden Gegnern versagt;
für beide kam damit das Ergebnis der Flandern-Offensive einem Mißerfolg
gleich. Auf deutscher Seite hätte das Erreichte, die Schließung der Lücke bis
zum Meere, sich wohl ohne den offensiven Einsatz der neugebildeten Reserve-
korps mit weit geringeren Opfern erzielen lassen. Der Eindruck dieser Vor-
gänge wurde verstärkt durch das offensichtliche Schwinden nicht bloß der
Munitionsbestände, sondern auch der Stärken und der Kampfkraft der
Truppen durch die blutigen Verluste; sie betrugen in dem Zeitraum von
etwa Mitte Oktober bis etwa Anfang November annähernd^) bei der
4. Armee 39 000 Tote und Verwundete sowie 13 000 Vermißte, bei der
6. Armee 27 000 Tote und Verwundete (darunter allein bei der Gruppe
Fabeck 17 250) und rund 1000 Vermißte, insgesamt also bei beiden Armeen
80 000 Mann.
Es war jetzt nicht mehr zu verkennen, daß selbst ein örtlicher Erfolg nur
unter besonders günstigen Umständen auf dem Westkriegsschauplatz noch
erreichbar war. Wenn überhaupt, so bestand eine solche Möglichkeit am
ehesten gegenüber dem östlich Apern vorspringenden Feindbogen. Sollte
General v. Falkenhayn auf diese letzte — sicherlich nicht kriegsentscheidende,
aber für die Hebung des Selbstvertrauens der Truppe bedeutsame — Mög-
lichkeit verzichten? Diese Frage ließ sich nur bei eingehender Würdigung
der Gesamtkriegslage, insbesondere der inzwischen eingetretenen Vorgänge
auf dem östlichen Kriegsschauplatz, beantworten.
') Regelmäßige und genaue Truppenmeldungen über die Verlustzahlen während
der genannten Zeit liegen nur für einen Teil der in Frage kommenden Verbände vor;
sür die übrigen sind die Verlustzahlen nur für einen größeren oder kleineren Zeit-
abschnitt bekannt; bei ihnen konnten die Zahlen daher nur annähernd errechnet werden.
t Weltkrieg. V. Land.
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