Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
ungehindert Truppenverschiebungen gegen die rechte Flanke des deutschen 
Heeres vornehmen, auch wenn der rechte Flügel zurückgestaffelt würde. Hier- 
durch würden die deutschen operativen Absichten durchkreuzt werden, und 
man würde trotz des Herankommens der 6. Armee schließlich zur Fortsetzung 
des Rückzuges gezwungen sein. Aus der Preisgabe weiterer Strecken 
eroberten Landes werde der Feind aber die Berechtigung herleiten, die 
Bedeutung des Marne-Crsolges noch stärker hervorzuheben. 
General v. Falkenhayn verschloß sich diesen Gründen nicht. Cs 
kam für ihn wohl auch das Bedenken hinzu, seine neue Amtstätigkeit 
mit einer Rückwärtsbewegung zu beginnen. Cr stimmte den in Witry les 
Reims am Abend zuvor getroffenen Vereinbarungen für die neue Offensive 
unter Preisgabe seines Operationsplanes zu und entschloß sich, die Armeen 
des rechten Heeresflügels und der Mitte in der in den letzten 
Tagen besetzten Stellung Royon — Reims — Verdun 
stehen zu lassen und die Entscheidungsschlacht hier 
anzunehmen; das war ein überaus folgenschwerer Ent - 
schluß. 
Mit der durch General v. Stein und Oberst Tappen vorbereiteten 
Offensive der Gruppe Bülow') glaubte General v. Falkenhayn sich indes 
doch nicht begnügen zu können, zumal deren Wirkung durch Belassung des 
VI. Armeekorps bei der 4. Armee bereits erheblich abgeschwächt war. Zu- 
dem hegte er Bedenken, ob hierdurch allein ein Umschwung der Lage herbei- 
geführt werden könne. Ebenso wie sein Vorgänger hielt er es für erforder- 
lich, Anordnungen zum Schutze der nach seiner Ansicht stark gefährdeten 
rechten Heeresflanke zu treffen. Er war sich nach dem Vortrage des Obersten 
Tappen darüber klar geworden, daß die feindliche Umfassung auf die Dauer 
nur durch Zuführung frischer Kräfte verhindert werden konnte. Sie boten sich 
ihm in der bei Metz entbehrlichen 6. Armee. Erfolgte hier wider Erwarten 
in den nächsten Tagen doch ein feindlicher Angriff, so konnte man auf die noch 
nicht abbeförderten Teile der 6. Armee zurückgreifen. Der Abtransport 
der 6. Armee nach dem rechten Heeresflügel sollte aber nicht nur dem 
Flankenschutz dienen. Vielmehr wurde durch die Versammlung starker 
Kräfte in der Gegend von St. Ouentin die Möglichkeit geschaffen, eine 
neue deutsche Umfassungsbewegung einzuleiten, die die Grundlage des nun- 
mehr beginnenden zweiten Feldzugsabschnittes bilden sollte. General 
v. Falkenhayn rechnete damit, daß die Franzosen und Engländer durch ihre 
jetzigen außerordentlichen Anstrengungen ihre Kräfte völlig erschöpfen und 
dem mächtigen Stoß der neuen deutschen Flügelgruppe später nicht mehr 
i) Band IV, S. 479 und 480.
	        
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