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Die Operationen in Frankreich und Belgien.
Auch auf dem anderen Brennpunkte des Kampfes, östlich Zonnebeke,
blieben am 26. Oktober die Erfolge hinter den Erwartungen zurück. Dem
geplanten Angriff der 52. und 53. Reserve-Diviston kam der Feind durch
Angriffe gegen die 52. Reserve-Division zuvor. Mit den eingesetzten Armee-
reserven schritt der Kommandeur der 52. Reserve-Division, Generalleutnant
Waldorf, zum Gegenangriff, der nur an wenigen Stellen einige Erfolge
brachte. Die tags zuvor verlorene Stellung wurde trotz schweren Kampfes,
in dem Generalleutnant v. Meyer, der bewährte Führer der 37. Landwehr-
Brigade, den Heldentod fand, nicht zurückgewonnen. An den übrigen Teilen
der Armeefront hielten sich die beiderseitigen Kräfte die Wage. Gegen
Dixmude, wohin der Gegner anscheinend Verstärkungen zog, wurde schwerste
Artillerie eingesetzt.
General v. Falkenhayn, der sich am Nachmittage beim Armee-Ober-
kommando in Thielt einfand, erkannte die Notwendigkeit, der 4. Armee
Reserven zuzuführen, und veranlaßte die Bereitstellung der 6. bayerischen
Reserve-Division, die als Neuformation soeben aus der Heimat eingetroffen
war, in der Gegend von Comines südlich der Lys'). Außerdem stellte
Generalfeldmarschall v. der Goltz hilfsbereit den Rest der 38. Landwehr-
Brigade2) und weitere Teile der Marine-Division zur Verfügung.
!7.Ottober. Herzog Albrecht hielt auch am 27. Oktober an dem bisherigen leitenden
Gedanken fest: Angriff auf dem rechten Flügel, Abwehr auf dem linken.
Wesentliche Fortschritte konnten indes an der Äser nicht erzielt werden; das
III. Reservekorps lag auf einige hundert Meter Entfernung vor der bel-
gifchen Hauptkampfstellung am Bahndamm Nieuport—Dixmude. Gegen
die 4. Crsatz-Division vor Nieuport war das Feuer schwerster Artillerie
der feindlichen Flotte auf weiteste Entfernung von so starker, vornehmlich
moralischer Wirkung, daß die Division in geschützte Stellungen zurück¬
genommen werden mußte, und die bisherige Kampfstellung nur von Eiche-
rungstruppen beseht gehalten werden konnte. Südlich des III. Reserve-
korps gewann die Stellung der 44. Reserve-Division weiter an Stärke.
Dixmude wurde noch nicht für sturmreif gehalten und deshalb weiter unter
starkes Artilleriefeuer genommen. An der übrigen Front wurden einzelne
Teilvorstöße des Feindes abgewiesen.
Aus dem Verlaus der Kämpfe des 27. Oktober gewann das Armee-
Oberkommando den Eindruck, daß beim Gegner die Angriffskraft erlahme.
Man wußte auch, daß der Feind unter Munitionsmangel litt. Am so mehr
-) S. 312.
2) Bisher Fesiungsbesatzung von Lüttich. Teile der Brigade befanden sich seit
dem 3». September im Felde, zunächst beim III. Reservekorps vor Antwerpen. Vgl.
auch S. 319. ' .. '' - '