Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Angriff des Nordflügels über die Iser. Abwehr bei Ypern. Zig 
Gegner über den Apern-Kanal zurück, behielt aber Bixschote besetzt und legte 
starkes Artilleriefeuer auf die deutschen Linien, die stellenweise ein wenig 
zurückgenommen werden mußten. Teilvorstöße des Feindes wurden ab- 
gewiesen. Das XXVI. Reservekorps fand Gelegenheit, seine Stellungen 
auszubauen und seine Verbände zu ordnen; heftige Vorstöße gegen die 
SI.Referve-Division konnten am Abend abgewiesen werden. Östlich Apern 
hatte die 53. Reserve-Division des XXVII. Reservekorps Angriffe des 
Gegners aus Zonnebeke abzuwehren; die 54. Reserve-Division erstürmte 
Reutel und nahm 600 Engländer gefangen. Mit diesem Ergebnis des 
Tages konnte das Armee-Oberkommando 4 zufrieden sein: Der rechte 
Armeeflügel hatte Fortschritte gemacht; in der Mitte bei Dixmude 
war die Entscheidung hinausgeschoben; um Apern hatte der linke Flügel 
gehalten. Gegen Mittag war aber eine Meldung des XXII. Reserve- 
korps eingegangen, daß einem aufgefangenen Befehl zufolge ein Angriff der 
Engländer in der Richtung von Bixschote und der Franzosen auf Passchen- 
daele geplant sei. Einem solchen Vorstoß sah das Armee-Oberkommando 
nicht ohne Besorgnis entgegen. Rur geringe Reserven standen zur Ver- 
fügung: schwache Teile (P/2 Bataillone und 1 Batterie) der 38. Landwehr- 
Brigade bei Dadizeele, die 2. Reserve-Ersatz-Brigade bei Deynze und die 
37. Landwehr-Brigade bei Staden; alles Truppen, die Generalfeldmarschall 
v. der Goltz zur Verfügung gestellt hatte. Verstärkungen, mit denen das 
Armee-Oberkommando dem Angriff des III. Reservekorps wesentlichen An- 
trieb hätte verleihen können, waren nicht vorhanden. Anscheinend bestand 
beim Armee-Oberkommando 4 die Auffassung, daß die nördlich Dixmude ein- 
gesetzten Kräfte genügen würden, um den angebahnten Erfolg entscheidend zu 
gestalten. Der seit Mittag im Gang befindliche feindliche Angriff über 
Langemarck und Zonnebeke rückte aber die Sorge um die Entlastung des 
schwer mitgenommenen linken Armeeflügels in den Vordergrund. In der 
doppelten Umfassung nördlich und südlich Dpern erblickte Herzog Albrecht 
von Württemberg das wirksamste Mittel für eine entscheidende Wendung 
der Kämpfe und schlug daher in einer 330 nachmittags abgehenden 
Meldung an die Oberste Heeresleitung über die Kämpfe vor der Front 
der 4. Armee eine neue Offensive von zwei frischen Armeekorps von 
Süden her in der Richtung Z)pern—Poperinghe vor. Die 4. Armee 
könne sich bis zum Wirksamwerden des neuen Angriffs in ihren bisherigen 
Stellungen halten, falls der Feind sich nicht weiter verstärke. In ihrer Ant- 
wort von 735 abends sicherte die Oberste Heeresleitung dem Armee-Ober- 
kommando die gewünschte Unterstützung für den 28. Oktober zu, falls das 
Oberkommando sich verbürgte, bis dahin den Gegner aufzuhalten^). Als 
J) S. 328.
	        
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