Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Enttäuschung der Obersten Heeresleitung üb. das bisher. Ergebnis der Offensive. 517 
die Lufterkundung lebhafter Bahn- und Kraftwagenverkehr festgestellt 
worden. Die Front zwischen La Vassee und Arras war stark besetzt, be- 
sonders bei Arras wurde überlegener Feind angenommen. Südlich Soisfons 
hatten Flieger den Marsch einer Kolonne in Stärke einer Division aus dem 
Räume östlich Vierzy nach Coeuvres et Valsery beobachtet. Die 1. Armee 
berichtete, daß vor der Front des III. Armeekorps nur noch zusammen- 
gewürfelte, minderwertige Truppen stünden. Alles das machte die Annahme 
wahrscheinlich, daß man an der Hauptkampffront bald auf neue Ver- 
stärkungen des Feindes stoßen werde. 
Die wenig günstige Lage an der Schlachtfront trieb General v. Falken- 
Hayn zu neuen Anstrengungen, um unter allen Umständen den drohenden 
Stillstand der Operation zwischen dem Meere und La Bassse zu verhüten. 
Auf den geplanten Durchbruch bei Roye legte er indes unter den gegen- 
wältigen Verhältnissen keinen Wert mehr. Cs schien ihm wichtiger, das 
XV. Armeekorps nach Flandern heranzuführen. Die Armee-Oberkom- 
mandos 2 und 6 erhielten daher am Abend des 23. Oktober folgende Wei- 
sung: „Lage auf dem rechten Flügel des Heeres macht Heranziehen des 
XV. Armeekorps dorthin notwendig. Die beabsichtigte Teiloffensive unter 
dem Befehl des Armee-Oberkommandos 2 muß daher vorläufig aufgegeben 
werden^). XV. Armeekorps ist mit möglichster Beschleunigung über Cambrai 
—Douai in mehreren Kolonnen auf Lille in Marsch zu setzen . . 
Auch der Angriff auf Arras trat gegenüber der aufs äußerste gespannten 
Lage in Flandern in den Hintergrund. Schon am Vormittage hatte General 
v. Falkenhayn an das Oberkommando der 6. Armee telegraphiert: „Einsatz 
zusammengesetzten XXIV. Reservekorps bei Arras so lange nicht möglich, 
wie Gegner östlich Z)pern hält. In Gegend Arras stehende Armeeteile 
müssen sich also zum zähesten Widerstand gegen etwaige Durchbruchsver- 
suche einrichten. Auch ist möglichste Mitwirkung der 6. Armee gegen den 
Feind östlich Jpern notwendig." 
Am Abend des 23. Oktober war der erste Anprall der neuen Korps am 
Dpern-Kanal nach viertägiger Schlacht zum Stillstand gekommen. Nur im 
äußersten Norden war es dem III. Reservekorps gelungen, auf dem West- 
lichen Kanalufer festen Fuß zu fasten. Der Angriff der 6. Armee hatte bis- 
her zu entscheidenden Erfolgen nicht geführt. 
Die Hoffnung, daß die deutsche 4. Armee durch Vorstoß in die un- 
genügend geschützte Flanke des Feindes eine baldige Entscheidung herbei- 
führen werde, hatte sich nicht erfüllt. Die Überraschung des anfänglich nur 
schwachen Gegners war schnell überwunden worden. Die sranzösisch-englische 
Heeresleitung suchte offenbar gleichfalls die Entscheidung und setzte die letzten 
*) S. 290 f. und 314. 
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