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Die Operationen in Frankreich und Belgien.
jetzt unabänderlich festgelegt! Cr mußte zur letzten Entscheidung in
Flandern führen.
Die Hoffnung des Armee-Oberkommandos 4, zwischen Lille und dem
Meere nur auf schwachen Gegner zu stoßen, schien sich in den nächsten
Tagen erfüllen zu wollen. Der am rechten Flügel der 6. Armee stehende
Höhere Kavalleriekommandeur 41) berichtete über Ausladungen am 15. Ok-
tober in Z)pern und Bewegungen von dort nach Süden. Bei Menin
standen Aufklärungsabteilungen. Meldungen des III. Reservekorps über
englische und belgische Truppen bei Wercken und über Abtransports von
Dixmude nach Westen ließen auf den weiteren Rückzug der belgischen
Armee in Richtung Dünkirchen schließen. Das Oberkommando 6 teilte am
,6. Oktober. 16. Oktober mit, daß der Feind gegen den in der Linie Menin—Armentisres
stehenden Armeeflügel vorsichtig heranfühle.
Allerdings war es wahrscheinlich, daß der Gegner das Auftreten der
neuen deutschen Armee in seiner Flanke rechtzeitig bemerken werde, da er
durch die belgische Bevölkerung sehr bald Nachrichten erhalten mußte. Am
so wichtiger schien es, den Vormarsch zu beschleunigen. Der glatte Ver-
lauf der Transportbewegung^) — nur beim XXVII. Reservekorps trat eine
etwa 24stündige Verzögerung ein — erlaubte es, den Beginn der Marsch-
bewegung aus der Linie Ursel—Anseghem bereits einen Tag ftüher als
beabsichtigt, auf den 17. Oktober, anzusetzen.
Der am Abend des 16. Oktober aus dem Armee-Hauptquartier Gent
erlassene Armeebefehl ging von der Voraussetzung aus, daß man in den
nächsten Tagen auf stärkeren Gegner nicht stoßen werde. Cr legte die Tages-
ziele der Korps bis zum 19. Oktober und bis zur Linie Dünkirchen—
Bergues (III. Reservekorps) — Leke — Beerst (XXII. Reservekorps)—
Wercken—Staden (XXIII. Reservekorps)—Westroosebeke—Moorslede
(XXVI. Reservekorps)—Ledeghem—Moorseele (XXVII. Reservekorps)
fest. Das 4. Kavalleriekorps, das in der Frühe des 16. Oktober von General
v. Falkenhayn nunmehr der Armee unterstellt worden war*), wurde ange¬
wiesen, von Roubaix aus, östlich an Menin vorbei, vorzugehen, auf Dix-
mude—Z)pern aufzuklären und den Vormarsch der Armee zu verschleiern.
Diese Anordnung gelangte indessen nicht zur Durchführung, da das Unter-
stellungsverhältnis bereits am nächsten Tage durch die Oberste Heeresleitung
wieder aufgehoben worden war, eine Maßnahme, die sich für die Ver-
fchleierung der eigenen Bewegungen und für die Feststellung der feindlichen
nachteilig auswirken sollte. Um den Abstand zu den anmarschierenden Korps
zu verkürzen, war General v. Beseler angewiesen worden, den Vor¬
*) S. 292. - 2) „Das deutsche Feldeisenbahnwesen", S. 133. — --) S. 284.