Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Grundlegende Entscheidungen für die Gesamtkriegführung. 
an der Marne und in Galizien ganz ins Angewisse gerückt"'). Uber 
die Einzelheiten der Mitteilungen des Generals v. Falkenhayn tele- 
graphierte Staatssekretär v. Iagow noch am gleichen Tage an eine 
deutsche Auslandsvertretung; er erwähnte zunächst die Siege in Ost- 
Preußen gegenüber mehr als doppelter Übermacht und fuhr dann fort: 
Im Westen sind die Franzofen auf der ganzen Front, besonders 
aber gegen den rechten Flügel der deutschen Armeen zum Gegenstoß 
übergegangen. Die Schlacht steht! Daß die Franzosen in der Front 
irgendwelche Vorteile erringen könnten, ist ganz unwahrscheinlich. Auch 
auf dem rechten Flügel würde ein zeitweiliger Erfolg der Franzosen nichts 
weiter erreichen, als daß dieser Flügel auf die schon im Anmarsch befind- 
lichen, sehr erheblichen Verstärkungen zurückgenommen werden würde. Die 
allgemeine Lage der Kämpfenden ist so, daß eine endgültige Entscheidung 
in den nächsten Wochen noch nicht eintreten kann." 
Bei einer anscheinend wenige Tage später stattgehabten Besprechung 
mit dem Reichskanzler legte General v. Falkenhayn in großen Zügen die 
Bedeutung des Verlaufs der bisherigen Operationen auf dem westlichen 
Kriegsschauplatz klar. Das Ergebnis dieser Unterredung fand seinen Nieder- 
schlag in einem Schreiben des Reichskanzlers vom 19. September an den in 
Verlin verbliebenen 5lnterstaatsfekretär im Auswärtigen Amt Zimmermann. 
Es wurde darin zunächst eine Erklärung gegeben für das Zurücknehmen der 
deutschen Front; dann hieß es weiter: „Die durch anrückende feindliche 
Übermacht verursachte Zurückbiegung unseres rechten Armeeflügels hatte 
Zurücknahme der gesamten Armee erforderlich gemacht. . . Alle feind- 
lichen Offensivstöße gegen die neue Front sind zurückgewiesen worden . . . 
Gesamtlage, solange Entscheidung nicht gefallen, natürlich ernst, aber durch- 
aus nicht pessimistisch zu beurteilen. Tatsächliche Bedeutung unserer ersten 
Erfolge war wohl überschätzt worden . . . Im ersten Kriegsabschnitt 
war es unter Zurückweisung der feindlichen Offensive, aber ohne Ver- 
nichtung der feindlichen Armeen, gelungen, den gesamten Kriegsschauplatz 
in Feindesland zu verlegen. Jetzt, im zweiten Abschnitt, haben wir gleich- 
falls die feindliche Offensive bisher abgewiesen, aber sie dauert noch an, und 
es wird noch Zeit vergehen, bis wir selbst wieder zur Offensive in größerem 
Stile vorgehen können ..." 
Dem Ernst der Lage entsprechend erhöhte der leitende Staatsmann seine 
Bemühungen, um die eigene Kampfkraft durch Gewinnung neuer Bundes- 
genossen zu stärken, im übrigen aber die bisher neutralen Staaten in dieser 
Neutralität unbedingt zu erhalten. 
*) Falkenhayn, a, a, O. S. 20.
	        
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