Der Vormarsch des III. Reservekorps wird angehalten.
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wendigkeit ergeben, die Linie Ostende—Thourout zunächst nicht zu über-
schreiten."
Beim General v. Veseler hatten am 14. Oktober neue Nachrichten von
Belang über den Verbleib der belgischen Armee nicht vorgelegen. Cs bestand
weiterhin der Eindruck, daß die Hauptteile von Brügge auf Ostende zurück-
gegangen seien. Nach Agentennachrichten war Ostende befestigt und mit
schwerer Artillerie armiert. Cs war daher mit ernstem Widerstande zu
rechnen. Die 4. Ersatz-Division und die 5. Reserve-Division erhielten An-
Weisung, am 15. Oktober die Beschießung von Ostende einzuleiten. Die
6. Reserve-Division sollte die Gegend von Thourout erreichen. Diese Maß-
nahmen erwiesen sich indessen als überflüssig, da sich im Laufe des Vor-
mittags des 13. Oktober herausstellte, daß Ostende geräumt war. Die
4. Ersatz-Division rückte in die Stadt ein und besetzte gleichzeitig Zeebrugge
und Vlankenberghe. Es wurden erhebliche Mengen von Ausrüstungs- und
Verpflegungsgegenständen erbeutet, die auf eiligen Abzug des Feindes
schließen ließen. Nach Cinwohneraussagen und aufgefundenen Briefen
hatten sich die Belgier und Engländer nach Dünkirchen eingeschifft. Am
Abend stand die 4. Erfatz-Division im Räume Vlankenberghe—Ostende—
Brügge, die 5. Reserve-Division südlich und südöstlich Ostende bei Moer-
dyk—Cttelghem, die 6. Reserve-Division bei Thourout—Roulers, Siche-
rungen bis Cortemarck—Oostnieuwkerke vorgeschoben.
General v. Veseler wollte am 16. Oktober den Vormarsch bis zur Wer
fortsetzen. Diese Absicht wurde durch den vorerwähnten Vefehl des Ober¬
kommandos 4 verhindert. In dem hierüber stattfindenden Gedankenaus-
tausch wies Generalmajor Ilse darauf hin, daß es dem Oberkommando er-
wünscht sei, den Gegner die Äser überschreiten zu lassen und ihn erst östlich
des Flusses anzugreifen, um eine bessere Flankenwirkung zu erzielen. Außer-
dem habe ein vorzeitiger Zusammenstoß des III. Reservekorps mit vielleicht
stark überlegenen Kräften erhebliche Bedenken.
Die selbständige Tätigkeit des III. Reservekorps hatte damit ihr Ende
erreicht. Der fast kampflose Vormarsch durch Nordbelgien bis zum Meere
krönte das Werk der Eroberung von Antwerpen. Zum erstenmal in diesem
Kriege stand ein stärkerer geschlossener Heeresverband an der belgischen
Küste. Für die Weiterführung des Seekrieges eröffneten sich damit be-
deutsame Aussichten. Aber auch für den Landkrieg bedeutete der Tag der
Besetzung Ostendes einen Markstein. Das Meer setzte jetzt der freien
Operation die Grenze. Die Küste wies dem deutschen rechten Heeresflügel
unverrückbar den Weg. Sie beseitigte zugleich aber auch den Alpdruck der
Gefahr einer feindlichen Umfassung. Der Verlauf der Operationen war