General v. Falkenhayn will den Gegner gegen die 6. Armee anlausen lassen. 281
in Dünkirchen schließen. Hiernach schienen sich stärkere englische Kräfte
nördlich der Lys und beiderseits des La Bassse-Kanals zu versammeln.
Eine Verstärkung erfuhren diese englischen Kräfte durch die aus Antwerpen
entkommene, allerdings in ihrem Zusammenhalt stark erschütterte belgische
Armee, die nach den Ergebnissen der Luftausklärung das gesamte Gebiet
zwischen Antwerpen und der Küste räumte. Durch Flieger war der Ab-
transport erheblicher Teile auf Ostende sowie über Thourout—Dixmuide
in westlicher Richtung erkannt worden; zudem lagen Meldungen über
Truppenlandungen bei Ostende vor.
Durch das Auftreten dieser neuen feindlichen Kampfgruppe wurde das
Vild der Lage stark verschoben. General v. Falkenhayn hatte geglaubt, daß
es dem XIX. und XIII. Armeekorps gelingen werde, das Höhengelände
südlich der Linie Lillers—Böthune in Besitz zu nehmen und zu halten, bis
die 4. Armee herangerückt sei. Angesichts des immer mehr sich versteifenden
Widerstandes zwischen Bailleul und Souchez schien indessen die Hoffnung,
durch schnelles Zufasien den Höhenzug zu gewinnen, kaum noch berechtigt.
Der Angriff des XIX. und XIII. Armeekorps auf die Höhe südwestlich
Vöthune verlor um so mehr seine Grundlage, als er durch die aus Richtung
Dünkirchen herankommenden feindlichen Reserven in der rechten Flanke be°
droht wurde. Die Masse der 4. Armee konnte erst etwa am 17. Oktober im
Räume Brüssel—Alost—Lessines operationsbereit stehen, kam also wahr-
scheinlich zu spät, um einen Rückschlag auf dem rechten Flügel der 6. Armee
zu verhindern.
Im Zusammenhange mit diesen Erwägungen reifte in General
v. Falkenhayn der Entschluß, diesmal den Gegner anlaufen zu lassen und
über den Erschöpften dann mit den frischen Truppen der 4. Armee her-
zufallen.
In Verfolg dieses Entschlusses, der eine Einstellung der Offensive auf
dem rechten Flügel der 6. Armee bedingte, machte Oberst v. Dommes dem
Armee-Oberkommando 6 im Auftrage der Obersten Heeresleitung am
13. Oktober die Mitteilung, daß es „erwünscht sei, die beiden letzten Korps,
XIX. und XIII., nicht nach Westen einzusetzen. Sie sollten mehr die
Front nach Norden gegen den feindlichen Angriff erhalten und dann zu-
sammen mit dem III. Reservekorps den Feind angreifen. Die Oberste
Heeresleitung sei daher mit der Gruppierung, die das Armee-Ober-
kommando 6 einstweilen den beiden Korps gegeben habe, ganz einver-
standen". Die Heereskavallerie solle die Linie, in der sie zur Zeit stehe,
schließen und damit die Verschiebung der beiden Korps nach Norden decken.
Falls es dem Höheren Kavalleriekommandeur 4 möglich sei, sich jetzt noch
vom Feinde zu lösen, solle er sich mehr nach Norden ziehen, eine mehr