Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Die 4. Armee soll bis zur Küste ausholen. 
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aus, daß „es mit einem Seitwärtshinausschieben der beiden Korps allein 
nicht getan sei, daß dabei Zeit und Gelände eine Nolle spielten". Der große 
Höhenrand, der sich von Arras südwestlich an Vethune und St. Omer vorbei 
auf Calais hinziehe, werde dem Feinde einen starken Rückhalt bieten. Die 
herankommende neue deutsche Armee werde Schwierigkeiten haben, ihn dort 
zu werfen. Der Angriff werde überdies besonders erschwert durch das dem 
Höhenzuge vorgelagerte Industriegebiet mit seinem Häusermeer und weiter 
nach Norden durch das sumpfige, von Gräben und Kanälen durchzogene 
flandrische Tiefland. Der Feind verschiebe weiter Truppen nach Norden. 
Er dürfe nicht ungestört eine neue Front aufbauen. Man müsse also die 
beiden Korps, ohne sie aufeinander warten zu lassen, und ohne jeden Am- 
weg, in unmittelbarem Anschluß an das XIV. Armeekorps gegen das 
Höhengelände bei Bsthune ansetzen. Cs bleibe dann ein nicht allzu 
breiter Raum für den Vormarsch der 4. Armee zwischen dem Meer und 
der Lys. 
Oberst Tappen sprach sich gegen diesen Vorschlag aus. Cr befürchtete, 
man werde wieder „aus der Hand in den Mund leben" und befürwortete 
statt dessen das Zusammenhalten und den geschlossenen Einsatz aller 
Kräfte. General v. Falkenhayn schloß sich der Ansicht des Generals v. Krafft 
an. Cs wurde vereinbart, daß das XIX. Armeekorps nach Seclin mar- 
schieren und dann mit dem linken Flügel über La Vassse auf Bsthune vor- 
geführt werden solle. Das XIII. Armeekorps sollte über Lille und dann 
mit dem rechten Flügel südlich des Kanals Armentiöres—Cstaires—Mer- 
ville vorgehen. 
Im Laufe des Tages traf der Oberbefehlshaber der 4. Armee, Herzog 
Albrecht von Württemberg, auf der Fahrt in sein neues Hauptquartier 
Brüssel zur Rücksprache in Mszieres ein. General v. Falkenhayn erteilte 
ihm in Ergänzung des schriftlichen Befehls dem Sinne nach folgende münd- 
liche Weisung^): 
„Die neue 4. Armee hat ohne irgendwelche Rücksichtnahme auf Verluste 
vorzugehen, mit dem rechten Flügel an der Küste entlang, die Befestigungen 
bei Dünkirchen und Calais abzuschließen — genommen sollen sie erst später 
werden — und dann, St. Omer links liegen lassend, nach Süden ein- 
zuschwenken." Die Aufgabe der 4. Armee war nunmehr dahin geklärt, daß 
sie in Anlehnung an das Meer so weit als möglich nach Westen auszuholen 
hatte. Das Schwergewicht der angestrebten neuen Amsassungsbewegung 
war in den Raum zwischen St. Omer und dem Meere gelegt. 
*) Schreiben des Herzogs Albrecht von Württemberg an das Reichsärchiv vom 
8. Dezember 1923.
	        
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