Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
leistungsfähige Feldartillerie dürfte aber gerade bei solchen Neuformationen 
als Stütze der Infanterie von hohem Wert sein. Es würde deshalb, falls 
die Zeit dazu gewährt wird, versucht werden, den Vatterieführern noch eine 
kurze Sonderausbildung zu geben, nachdem sie sich auf den Truppen¬ 
übungsplätzen einigermaßen mit ihren Vorgesetzten und Batterien ein- 
gespielt haben." 
Am 27.September beauftragte der Kaiser den bisherigen Kommandie- 
renden General des XIV. Armeekorps, General der Infanterie Freiherrn 
v. Hoiningen gen. v. Huene, und den Stellvertretenden Kommandierenden 
General des Gardekorps, General der Infanterie v. Loewenfeld, mit 
einer Besichtigung der Korps. Sie berichteten am 10. und 12.Oktober. 
Während General v. Huene „alle Truppen als kriegsbrauchbar" bezeichnete 
und der Zuversicht Ausdruck gab, daß der überall in den Reservetruppen 
hervortretende feste, energische Wille, das Beste zu leisten, noch vorhandene 
Mängel im Felde sicherlich bald verschwinden lassen werde, sprach sich 
General der Infanterie v. Loewenfeld zurückhaltender aus. „Was für die 
Ausbildung hat geschehen können, war geschehen. Die Infanterie kann, 
wenn auch in ihren Entfaltungen noch etwas bedächtig, als ausgebildet 
angesehen werden. Bei der Feldartillerie macht sich der Mangel an Offizieren 
störend bemerkbar... Weniger gut steht es mit der taktischen Durchbildung 
der Führer, insbesondere der Kompagnie- und Batterieführer. Diese mußten 
vorwiegend aus inaktiven Offizieren von teilweise recht hohem Lebensalter 
entnommen werden. Es fällt diesen häufig schwer, sich in die Anforderungen 
des modemen Gefechtes hineinzufinden; auch die körperliche Rüstigkeit und 
Reitfertigkeit auf den ausgehobenen, großenteils rohen und unrittigen 
Pferden genügt vielfach nicht. 
Was am meisten fehlt, ist ein Gefühl für die Gefährdung durch die 
feindliche Artillerie bereits auf große Entfernungen; daher das harmlose 
Vorgehen in dicken Massen seitens aller Waffen auf verhältnismäßig kurzem 
Abstand vom Gegner. Ferner fehlt das Verständnis für das richtige Zu- 
sammenwirken der Waffen, nicht nur bei der Artillerie, sondern auch bei 
der Infanterie." 
Wenn die Aufstellung der neuen Reservekorps, denen allerdings alle 
Mängel und Schwächen von Improvisationen anhafteten, am 10. Oktober 
zeitgerecht beendet war, so war dies allein dem Geiste vaterländischer Hm- 
gäbe und Opferwilligkeit zu danken, der Offiziere und Mannschaften beseelte 
und dem brennenden Wunsche, bald an den Feind zu kommen. 
Zum Einsatz an ruhigerer Kampffront und in der Verteidigung waren 
sie geeignet, nicht aber für eine Verwendung im Bewegungskriege an 
Brennpunkten großer Entscheidungen.
	        
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