Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

244 
Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
den Übergang bei Schoonaerde erzwungen. Selbst wenn sie und die baye- 
rische Landwehr-Vrigade sich am 7. Oktober bei Lokeren den belgischen 
Divisionen in den Weg gestellt hätten, wäre es immer noch ftaglich ge. 
blieben, ob sie den Durchbruch der Masse des belgischen Feldheeres auf 
Gent verhindert haben würden. Strittig ist es auch, ob die Möglich, 
keit bestand, frühzeitiger Kräfte der 4. Ersatz-Division freizumachen, 
die nach ihrem erfolgreichen Einbruch in die Fortlinie eine Schwächung 
vielleicht vertragen hätte. Dann wäre der Übergang über die Scheide 
in der Gegend von Termonde möglicherweise eher gelungen, und es 
wäre zu einer Schlacht im freien Felde in der Gegend von St. Nicolas— 
Lokeren gekommen, deren Ausgang im wesentlichen vom Verhalten des 
bei Gent sich zusammenziehenden Cntsatzkorps der Alliierten bestimmt 
wurde. Cs ist kaum wahrscheinlich, daß der Angriff der 1. Reserve- 
Ersatz-Brigade gegen Gent genügt hätte, den Gegner von einem Cnt- 
lastungsangriff nach Osten abzuhalten. Generalfeldmarschall Freiherr 
v. der Goltz wollte schon früher Gent in die Hand nehmen. Wenn dies auch 
möglich gewesen wäre, so hätten sich doch die Truppen in Gent in einer 
höchst bedenklichen Lage befunden, solange die Schelde-Linie bei Termonde 
vom Feinde gehalten wurde. Ob sie Gent gegen den Angriff der anrücken- 
den Franzosen und Engländer hätten halten können, darf zweifelhaft 
erscheinen. Die wichtigere Aufgabe vor der Einnahme Gents war die 
Erzwingung des Scheide-Über ganges bei Termonde. 
Die Hilfe, die die Verbündeten nach langen Verhandlungen der 
Festung Antwerpen in Gestalt von dreiMarine-Brigaden brachten, vermochte 
das Schicksal der Festung nicht zu wenden. Sie war mehr von moralischem 
als tatsächlichem Werte. Immerhin haben die Brigaden der zwei Tage eher 
abgerückten belgischen Feldarmee als Nachhut unverkennbar wertvolle Dienste 
geleistet und den Fall der Festung um einige Tage hinausgezogen. Im 
Rahmen der Gesamtoperation war dieser, wenn auch nur kurze Zeitgewinn 
für die verbündeten Gegner in den Kämpfen am Nordflügel und angesichts 
der !l-Bootsgefahr, die die Seetransporte erheblich verzögerte und er- 
schwerte, von Bedeutung. 
Durch den Fall Antwerpens war endlich die Ge- 
fahr im Rücken des deutschen We st Heeres beseitigt. 
Die schnelle Einnahme der Festung war eine glänzende Waffentat, deren 
moralische Wirkung nach dem Rückschläge an der Marne um so höher ein- 
zuschätzen war, als sich hier Führung und Truppe aufs neue dem Feinde 
überlegen gezeigt hatten. Der Kühnheit und Größe des Entschlusses der 
Führung stellten sich Tapferkeit und Opfermut der Truppe würdig an die
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.