238
Die Operationen in Frankreich und Belgien.
bare Artillerieunterstützung zunächst in höchst kritischer Lage. .In den feind-
lichen Stellungen waren Engländer festgestellt worden.
Die ttbergangsverfuche der 5. Reserve-Division und der Marine-
Division waren am 5. Oktober nicht von Erfolg begleitet. General v. Beseler
entschloß sich deshalb, Teile der 5. Reserve-Division hinter der 6. über die
Nethe zu ziehen und deren Stellung jenseits des Abschnittes nach links zu
verlängern. So wuchs die Widerstandskraft der übergegangenen Truppe
von Stunde zu Stunde. Rastloser Arbeit der Pioniere gelang es auch,
brauchbare Übergänge für Artillerie herzustellen. Als Belgier und Eng-
«. Ottober. länder am 6. Oktober zum Gegenangriff antraten, stießen sie auf eine fest,
gefügte Front und wurden unter schweren Verlusten abgewiesen. Nachdem
die ö. Reserve-Division am 6. Oktober auch den Übergang bei Düffel
erzwungen hatte, gab der Feind seinen Widerstand an der Nethe auf. Die
Marine-Division konnte, soweit sie nicht der 5. Reserve-Division über Düffel
gefolgt war, bei Waelhem das nördliche Äser gewinnen.
Räch nur dreitägigem erbitterten Kampfe war der Nethe-Abfchnitt und
damit das stärkste natürliche Hindernis, das sich dem Angreifer entgegen-
stellte, überwunden. Der Verteidiger hatte eine neue schwere Niederlage
erlitten. Nur die innere Fortlinie wehrte dem Angreifer noch den Weg in
die Stadt. Ernsterer Widerstand war hier kaum noch zu erwarten. Die
Gesamtlage gebot, möglichst rasch zum Abschluß der Belagerung zu
kommen; die Oberste Heeresleitung drängte auf schnellen Fall der Festung
und empfahl, wenn auch nur mit einer Batterie auf äußerste Schußweite,
das Feuer gegen das Stadtinnere aufzunehmen und alsdann den Kom-
Mandanten mit ganz kurzer Befristung zur Übergabe aufzufordern.
Mit der Aussicht auf baldige Einnahme der Festung bedurfte auch die
Frage ihrer Abfchließung im Westen dringend einer Lösung. Die 37. Land-
wehr-Brigade, seit dem 3». September in Alost und Termonde, vermochte
weder bei Termonde das nördliche Schelde-Afer zu gewinnen noch in der
Richtung auf Gent vorzustoßen. Ihre Patrouillen fanden nordwestlich von
Alost sehr rege Tätigkeit stärkerer feindlicher Aufklärungskörper, die von
Panzerkraftwagen und Panzerzügen mit Maschinengewehren und Geschützen
unterstützt wurden. Der Brigadekommandeur, Generalleutnant v. Meyer,
gewann bis zum 3. Oktober den Eindruck, daß stärkere Kräfte des Gegners
sich bei Gent sammelten. Am 3. Oktober wurde an der Strecke Alost—
Brüssel die von der Obersten Heeresleitung zur Verfügung gestellte 1. baye-
rifche Landwehr-Brigade ausgeladen; sie wurde ebenfalls der 4. Ersatz-
Division unterstellt. Da das Generalgouvernement die in Brüssel
zusammengestellte 1. Reserve-Ersatz-Brigade an den Dendre-Abschnitt nach
Alost Ninove schob, wurde die 37. Landwehr-Brigade frei. General