Friedensvorbereitungen für den Angriff auf Antwerpen.
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Antwerpen gründliche Vorarbeiten aufgestellt. Eine Denkschrift enthielt
eingehende Angaben über Geländeverhältnisse, Ausbau und artilleristische
Ausstattung der Festung, ferner Erwägungen über die vermutliche Stärke
der Besatzung. Alle diese Angaben dienten als Grundlage für einen eben-
falls im Frieden bearbeiteten „Angriffsentwurf", der für die Wahl der
Richtung und Durchführung des Angriffs sorgfältig durchdachte Anregun-
gen und Vorschläge enthielt. Beide Arbeiten, Denkschrift und Angriffs-
entwurf, waren dem Generalkommando des III. Reservekorps bekannt. Sie
gaben in großen Zügen folgendes Vild:
Die Festung Antwerpen mit einem äußeren Fortgürtel von 106 km
Umfang liegt in einer reinen Tiefebene mit besonders hoher Kultur.
Dichte Vodenbedeckung und ausgedehnte Ortschaften beschränken die Über-
ficht stark. Der Mangel an Bodenerhebungen verweist die Artillerie für
ihre Beobachtungsstellen in der Hauptsache auf Kirchtürme; Hecken, Zäune
und vor allem die vielen Wasserläufe und Kanäle erschweren Bewegungen
neben den Straßen außerordentlich. Im Norden und Nordwesten ist
der Festung Marschland vorgelagert, das, bis zu 2,8 in unter dem Meeres-
fpiegel liegend, durch Deiche gegen Überschwemmungen geschützt ist und
deshalb leicht unter Wasser gesetzt werden kann, östlich der Festung,
etwa bis zur Kleinen Nethe, erstreckt sich ein Gelände ohne größere Cr-
Hebungen mit vorherrschend sandigen Kiefernwaldungen und Heideflächen,
die von sumpfigen Wiesen und Brüchen unterbrochen werden. Das Gelände
im Süden der Festung im Winkel zwischen Nethe, Rüpel und Scheide mit
seinem schweren Boden steht wieder in hoher Kultur und ist durch zahlreiche
Hecken und Baumreihen sehr unübersichtlich. Diese sowie Gräben, Draht-
zäune, tiefer Boden sind für Truppenbewegungen außerhalb der Wege sehr
störend. Auch die Feldwege sind bei Regen schwer gangbar. Die von
sumpfigen Wiesen begleiteten Flußläufe der Nethe, Dyle und Senne bieten
nur wenige geeignete Stellen für Herstellung von Übergängen. Die Flut
drückt bis Lierre hinauf. Mit künstlichen Überschwemmungen der Nethe
unterhalb Lierre und der Rüpel unterhalb Mecheln ist deshalb zu rechnen.
Westlich von Mecheln nach der Schelde und Dendre zu wird die Übersicht-
lichkeit und Gangbarkeit des Geländes etwas besser; nach Süden, in der
Richtung auf Brüssel, zeigt die Gegend stark welligen Charakter. Nord-
westlich der Schelde ist der Boden, der allmählich in Marschland übergeht,
sandig; aber auch hier ist durch viele Hecken und Baumreihen die Übersicht
gestört.
Die Befestigungsanlagen Antwerpens bestanden in einem neuzeitlichen
äußeren Fortgürtel, einer älteren inneren Fortlinie und in der nicht mehr
unterhaltenen, aber noch sturmfreien Stadtumwallung.