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Die Operationen in Frankreich und Belgien.
8. Das Ende der Schlacht um Arras vom 6. bis Jo. Oktober'!.
Trotz der wenig befriedigenden Abendmeldungen über den Verlauf der
Kämpfe am Nachmittage des 5. Oktober war die Stimmung beim Ober-
kommando der 6. Armee siegeszuversichtlich geblieben. Der feste Wille, den
Kampf um Arras mit allen Kräften zum erfolgreichen Ende zu führen und
der aus Richtung La Vassee—Bethune drohenden neuen Gefahr') vorläufig
mit schwachen Abwehrkräften zu begegnen, wurde durch eine in der Rächt
vom 5. zum 6. eintreffende Meldung des Höheren Kavalleriekomman-
deurs 4") auf eine harte Probe gestellt. Etwa 30 000 bis 40000 Eng-
länder mit zahlreicher schwerer Artillerie sollten dieser Nachricht zufolge im
Antransport auf Armentieres sein. Das Armee-Oberkommando glaubte
jedoch, sich gegen diese Bedrohung durch Staffelung der im Anmarsch
befindlichen Kräfte sichern zu können. Cs standen hierfür zur Verfügung
die 13. Infanterie-Division des VII. Armeekorps, deren Ausladung bei
Cambrai am Abend des 6. Oktober beendet sein mußte, und das
XIV. Armeekorps, das am 7. Oktober zwischen Lille und Orchies ge¬
staffelt versammelt sein konnte. Das weiterhin im Anmarsch befindliche
XIX. Armeekorps konnte günstigstenfalls erst drei Tage später den Kampf-
räum zwischen Lille und Arras erreichen.
Eine unliebsame Störung der Absichten des Oberkommandos trat da-
durch ein, daß der Kommandierende General des XIV. Armeekorps selb-
ständig die Vorverlegung der Ausladungen nach Douai veranlaßt hatte,
um desien Versammlung zu beschleunigen. Hierdurch geriet das Korps nach
Ansicht des Armee-Oberkommandos zu dicht an den Armeeflügel heran und
setzte sich frühzeitig der Gefahr der Umfassung aus.
General v. Falkenhayn war durch das Auftreten der neuen feind-
lichen Kräfte bei La Vassee und Armentieres stärker beunruhigt als das
Armee-Oberkommando und mahnte daher in einem Ferngespräch am Vor-
mittags des 6. Oktober General v. Krafft zur Vorsicht. Cr gab der Besorg-
nis Ausdruck, der Gegner sei nördlich Arras vielleicht absichtlich ausge-
wichen, um die Deutschen dort in eine Falle zu locken. Auch die beim Garde-
korps entstandene Lücke schien ihm bedenklich4). Das Armee-Oberkommando
ließ sich jedoch durch diese Erwägungen von der rücksichtslosen Durchfüh-
Hierzu Karte 7 (1 :300 000). — -) S. 188 f.
3) Das 4. Kavalleriekorps hatte mit Beginn seiner Operationen das Armee-
Oberkommando 6 über die Lage vor seiner Front und seine Absichten dauernd aus
dem laufenden erhalten.
4) Durch das Vorgehen der zusammengesetzten Division Winckler auf Arras war
beim Gardekorps eine breite Lücke entstanden.