Der Angriff kommt zum Stehen.
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feindlicher Kräfte auf den Bahnhöfen Montdidier, Tricot und Maignelay
festgestellt; zum Gegenangriff entfaltet, überschritt der Gegner nach Flieger-
Meldungen um 10" vormittags die Straße Bouchoir—Guerbigny in östlicher
Richtung. General v. Boehn wandte sich daher durch das Armee-Ober-
kommando 1 an die Oberste Heeresleitung mit der Bitte, das im Anmarsch
befindliche XIX. Armeekorps bei Roys einzusetzen, um die Offensive hier
mit Aussicht auf Erfolg fortsetzen zu können. Die Oberste Heeresleitung
lehnte indessen nicht nur diesen Antrag ab, sondern verlangte sogar von der
I. Armee die Freimachung des II. Armeekorps, da sich dessen Eingreifen
südlich der Avre als nutzlos erwiesen hätte. Generaloberst v. Kluck, der
sich selbst in das Große Hauptquartier nach Mezisres begeben hatte, erhob
hiergegen Einspruch, indem er darauf hinwies, daß der Abmarsch des Korps
nicht nur den Übergang zur Verteidigung und die Preisgabe der schwer er-
kämpften Vorteile, sondern auch das Freiwerden feindlicher Kräfte zur
Folge haben würde. General v. Falkenhayn glaubte aber trotz aller Vor-
stellungen, an seinem Verlangen festhalten zu müfsen. Die 3. Infanterie-
Division sollte am 8. Oktober die Gegend nordöstlich Peronne erreichen,
die 4. Infanterie-Division am 9. Oktober ihr dorthin folgen. Das Armee-
Oberkommando 1 entschloß sich daraufhin, den Angriff südlich Roye einzu-
stellen. Am 7. Oktober sollte nur noch um örtliche Verbesserungen der
Stellungen gekämpft werden. General v. Boehn gab sich aber hiermit nicht
zufrieden. Cr war, ebenso wie General v. Velow, davon überzeugt, daß die
Oberste Heeresleitung, wenn sie ein zutreffendes Bild der günstigen Lage
gewönne, nicht mehr auf Ausführung ihres offenbar in Unkenntnis der tat-
sächlichen Verhältnisse erteilten Befehles bestehen würde. Inzwischen ent-
schloß sich auch General v. Falkenhayn auf Grund der dringenden Vor-
stellungen der 1. und 6. Armee, das II. Armeekorps zunächst in der Gegend
von Royon zu belassen.
Für den 7. Oktober wurde daher die tatkräftige Fortsetzung des An- ?.s«obcr.
griffs des XVIII. Armeekorps, des IX. Reservekorps und des II. Armee¬
korps angeordnet. Das Ergebnis des Tages entsprach den Erwartungen
jedoch wiederum nicht. Das XXI. Armeekorps errang durch Eroberung
des seit Tagen heiß umstrittenen Fouquescourt zwar einen örtlichen Erfolg,
gleichzeitige Angriffe auf Maucourt scheiterten indessen unter ernsten Ver-
lüften. Das verstärkte XVIII. Armeekorps wartete das Vorwärtskommen
des rechten Flügels des IX. Reservekorps ab. Dessen Vorgehen gegen
L'Cchelle Et. Amin blieb jedoch ebenso erfolglos wie der Sturm des
II. Armeekorps auf Le Loges und der 4. bayerischen Infanterie-Brigade
auf Canny.
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