Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Die Lage bei der 6. Armee am Abend des 3. Oktober. 
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im Antransport befindlichen neuen Kräfte eintreffen konnten. Die Aus- 
ladungen des XIV. Armeekorps sollten bereits am 4. Oktober im Räume 
Möns—St. Ghislain—Valenciennes—Douai beginnen. Die 13. Infan- 
terie-Division des VII. Armeekorps wurde, wie die Oberste Heeresleitung 
mitteilte, nach Cambrai herangeführt. Eine neue starke Flügelstaffel war 
demnach in der Bildung begriffen. 
Die unerfreuliche Lage, in der das 1. und 2.Kavalleriekorps sich be¬ 
fanden, mußte sich nach Ansicht des Oberkommandos dadurch beheben, daß 
es der Kavallerie spätestens am nächsten Tage gelingen würde, sich von der 
Infanterie völlig zu lösen. Ein besonderer Erlaß des Oberbefehlshabers 
wies auf die Gunst der Stunde hin: „Nachdem die Heereskavallerie nun 
den freien Flügel der Armee gewonnen hat", so hieß es in dem Schreiben 
an General v. der Marwitz, „bietet sich ihr jetzt die dankbarste Aufgabe, 
die den Kavalleriemassen zufallen kann: durch Einwirkung auf Flanke 
und Rücken den augenscheinlich bereits wankenden feindlichen Widerstands 
endgültig zu brechen. Ich erwarte zuversichtlich, daß Euer Exzellenz alles 
einsetzen werden, um mit den unterstellten Kavallerie-Divisionen unter unbe- 
dingter Loslösung von der eigenen Infanterie dies hohe Ziel zu erreichen. 
Die bisherige Sicherung und Aufklärung gegen Norden und Nord- 
Westen wird von morgen ab vom Höheren Kavalleriekommandeur 4 über- 
nommen werden ..." Ferner wurde die Heereskavallerie beauftragt, die 
von der unteren Seine und von Paris nach Norden führenden Schienen- 
wege zu sperren sowie die Bahnlinien über die Somme von Amiens ab- 
wärts zu zerstören. Beim Zurückgehen des Feindes sollten mindestens zwei 
Kavallerie-Divisionen zur sofortigen Verfolgung angesetzt werden, um er- 
neuten Widerstand an der Somme zu verhindern und die Flußübergänge 
für die Armee offenzuhalten. Für den Rest der Kavallerie blieb die Ein- 
Wirkung gegen Flanke und Rücken des Gegners als Hauptaufgabe bestehen. 
Auch die Verhältnisse beim I. bayerischen Reservekorps wurden beim 
Oberkommando nicht ungünstig beurteilt. Man war der Ansicht, daß es 
ihm gelungen sei, den linken feindlichen Flügel einzudrücken und zurück- 
zuwerfen, und fah daher der Fortsetzung des Angriffs am 4. Oktober hoff- 
nungsvoll entgegen. 
Weit weniger aussichtsreich bemteilte die Oberste Heeresleitung die 
Lage. Sie hatte in die Kämpfe um Arras seit dem 2. Oktober nicht ein- 
gegriffen, sich vielmehr darauf beschränkt, die Freimachung und Zuführung 
*) Tatsächlich hatte das I. bayerische Reservekorps noch hartnäckigen Widerstand 
gefunden.
	        
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