Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Die Entstehung des Durchbruchsgedankens bei Roye. 171 
Generaloberst v. Kluck hatte die bereits am 27. September der Obersten 
Heeresleitung gegenüber zum Ausdruck gebrachte Absicht, den Flügelangriff 
der 6. Armee durch einen Durchbruchsangriff bei Roye in der Richtung auf 
Amiens zu unterstützen"), nicht aufgegeben. Dieser Gedanke hatte nicht nur 
bei General v. Voehn, dem Kommandierenden General des auf dem rechten 
Flügel der 1. Armee stehenden IX. Reservekorps, sondern auch bei den 
Führern des XXI. und XVIII. Armeekorps der 6. Armee lebhafte Zu- 
siimmung gefunden. Beim Generalkommando des IX. Reservekorps war 
schon seit mehreren Tagen ein Angriff des verstärkten Korps über Lassigny 
und nördlich eifrig erwogen worden, um bei siegreichem Ausgang der Offen- 
sive der 6. Armee das Entkommen der Franzosen in südwestlicher Richtung 
zu verhindern. Für diesen Angriff sollte die bisher auf dem östlichen Oife- 
Ufer stehende 18. Reserve-Division herangezogen werden, die sich seit Tagen 
vergeblich um die Besitznahme des von den Franzosen zu einem starken 
Stützpunkt ausgebauten Tracy le Mont bemühte. 
Auch die Oberste Heeresleitung begann nunmehr den aus Gründen 
der Kräfte- und Munitionsersparnis am 27. September abgelehnten Ge- 
danken eines Durchbruchsversuchs bei Roye ernsthafter in Erwägung zu 
ziehen. In einem Befehl vom 3V. September früh ordnete sie für die RächtZ». September, 
vom 1. zum 2. Oktober den Angriff mit möglichst starken Kräften über Royon 
in westlicher und nordwestlicher Richtung an. 
Bei den Generalkommandos der 6. Armee südlich der Soinme hatte der 
Plan eines solchen Durchbruchsversuchs bereits festere Gestalt an- 
genommen. Insbesondere vertrat General Fritz v. Velow, der Führer des 
XXI. Armeekorps, die Ansicht, daß man dem Feinde nicht gestatten dürfe, 
Kräfte aus dem Räume zwischen der Somme und Royon herauszuziehen, 
um sie im Norden zu verwenden, und daß ein Angriff in der Gegend von 
Roye Aussicht biete, den französischen Nordflügel abzutrennen und gegen das 
Meer zu drängen. Cr verlangte für diesen Zweck vom Oberkommando der 
6. Armee wenigstens eine Division Verstärkung, wenn möglich das gesamte 
Gardekorps und sogar noch das IV. Armeekorps. Während in den Vor- 
Mittagsstunden des 30. September hierüber zwischen General v. Krafft und 
den vom XXI. Armeekorps und IX. Reservekorps in das Armee-Haupt- 
quartier entsandten Generalstabsoffizieren verhandelt wurde, trafen Nach- 
richten über rückgängige Bewegungen der Franzosen beiderseits von Roye 
ein. Der Vorschlag des Generals v. Below erhielt hierdurch eine starke 
Stütze. Das Zurückgehen des Feindes erfolgte anscheinend ohne besonderen 
Druck seitens der Deutschen. War hier endlich die „weiche Stelle" ent- 
standen, auf die man schon so lange gehofft hatte? Kronprinz Rupprecht 
i) S. 149 f.
	        
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