Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Kritische Lage des linken Flügels der Alliierten. 
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Die Notwendigkeit dieser Maßnahmen bewiesen die Ereignisse, die 
sich inzwischen bei der 2.Armee abgespielt hatten. Dort standen am 
26. September das IV. Korps um Roye, das XIV. zwischen Chaulnes und 
Dompierre (südwestlich Peronne) in der Abwehr eines deutschen Angriffs. 
Teile des XX. Korps kämpften südlich Chaulnes; etwa eine Brigade war 
auf das nördliche Somme-Ufer nach Morlancourt vorgeschoben worden, 
um die Verbindung mit der Territorialgruppe Vrugere (81., 82., 84., 
88. Division) herzustellen, die noch um Vapaume stand und an diesem Tage 
südlich des Ortes starke, nach Südwesten vorgehende deutsche Kolonnen 
angriff'). 
General Ioffre versuchte am 26. September durch eine Ordre general 
an die Armeen des linken Heeresflügels die Truppen zu einer letzten Kraft- 
anstrengung anzuspornen. „Die entscheidende Schlacht", so hieß es in 
dieser Weisung, „hat unter für uns günstigen Bedingungen begonnen. 
Der Feind hat seine sämtlichen Korps in vorderer Linie eingesetzt und ver¬ 
sucht, mit größter Anstrengung der Umfassung durch unsere Armee zu 
entgehen. Der Höchstkommandierende rechnet darauf, daß in dieser Stunde, 
von der der Erfolg des Krieges abhängen kann, jeder einzelne noch einmal 
unbezwingliche Tatkraft entfaltet, um den Gegner zurückzuwerfen, ihn aus 
seinen Stellungen zu verjagen und uns den Sieg zu sichern^)!" 
Aber schon die Ereignisse am 27. September zeigten, daß die äugen- 
blicklich am äußersten linken Flügel stehenden Kräfte zu schwach waren, um 
die von der französischen Heeresleitung beabsichtigte Umfassung durch¬ 
zuführen. Nach verlustreichem Kampfe mußten die Territorial-Divisionen 
hinter die Ancre nördlich Albert zurückgehen. Vom Kavalleriekorps Conneau 
hatte sich die 5. Kavallerie-Division an diesem Tage bei Maricourt— 
Montauban (östlich Albert) Teilen des deutschen XIV. Reservekorps ent- 
gegengestellt; auch sie mußte gegen Abend überlegenem Druck weichen. 
Das französische XI. Korps befand sich erst in der Ausladung bei Amiens 
und konnte zunächst noch nicht eingreifen. 
6) Zustand der französischen Truppen Ende September. 
Inzwischen waren an einzelnen Stellen hinsichtlich des Zustandes derMittebisE«d<- 
Truppen bedenkliche Erscheinungen zutage getreten, die Gegenstand ernster 
Sorge der französischen Heeresleitung waren. Die Angriffskraft zahlreicher 
Verbände hatte durch die übermäßigen Anstrengungen während und nach 
der Marneschlacht merklich gelitten. Bei der 1. Armee mußte der Ober- 
besehlshaber immer wieder persönlich eingreifen, um die ermatteten Truppen 
*) ®. 113 und 117. — -) Hanotaux, XII, S. 226.
	        
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