Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Erstarren der alliierten Fronte 
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haltende Verteidigung in der Linie Soissons—Vie—Tracy le Val—Vailly 
zu führen. 
Im Laufe dieses Tages erfuhr die französische Heeresleitung, daß 
das XIII. Korps im Oise-Tal tags zuvor einen Rückschlag erlitten 
habe und in die Linie Vailly—Chevincourt—Marqueglise zurückgegangen 
fei'). Man ersah hieraus, daß die beabsichtigte Älberflügelung und Um- 
fasfung des deutschen Westflügels nur mit stärkeren Kräften und durch ein 
weiteres Ausholen erreicht werden konnte^). 
Am Abend des 18. September war die gesamte Heeresfront 
der Alliierten erstarrt. Außer der angeordneten Säuberung der 
Woevre-Ebene waren keine weiteren Angriffsunternehmungen in Aussicht 
genommen. Auf der ganzen Linie wurde das Eintreffen der neuen 2.Armee 
am linken Heeresflügel abgewartet. 
Das schon am 18. September herrschende Regenwetter hielt auch anns. September. 
19. an. Die Truppe litt überall unter den Unbilden der Witterung. 
Die 1. Armee erhielt an diesem Tage Befehl, die Befestigungs- 
anlagen des Grand Couronns bei Nancy zu verstärken. Mehrere Marine- 
geschütze wurden ihr überwiesen^). Die dringend erscheinende Notwendig- 
keit, hinter der Mitte der ausgedehnten Heeresfront wieder über eine Reserve 
zu verfügen, veranlaßte General Ioffre zu dem Befehl an die 3. A r m e e, 
das VIII. Korps bei St. Mihiel sowie südlich davon zur Verladung bereit- 
zustellen. Beabsichtigt war, es hinter die 4. Armee in die Gegend von 
Ste. Mknehould zur unmittelbaren Verfügung der Heeresleitung zu 
ziehen^). Die Abbeförderung sollte am 20.September beginnen. 
Die Ausführung dieser Anordnung seitens der 3. Armee stieß jedoch 
auf Schwierigkeiten. Eine Division des VIII. Korps, das nach einem 
Armeebefehl vom 18. September aus der Gegend nördlich St. Mihiel über 
Vigneulles auf Woel—Avillers hatte vorgehen sollen, befand sich im Augen- 
blick des Eintreffens der Weisung am 19. September in ziemlich heftigem 
Kampfe mit deutschen Kräften am Fuß der Maas-Höhen. Die Zurücknahme 
gelang zwar, durch den Abmarsch des VIII. Korps entstand jedoch gerade 
an der Nahtstelle zwischen der 1. und 3. Armee eine Lücke, die in den 
nächsten Tagen verhängnisvoll werden sollte^). Auffallend ist, daß sich in 
diesem Augenblick die 3. Armee noch in völliger Unkenntnis über die 
Stärke des Gegners in der Woevre-Ebene befand. Die Aussage eines am 
19. September morgens gefangen genommenen Deutschen, daß in den vor- 
hergehenden Tagen zwei deutsche Korps mit sehr starker schwerer Artillerie 
*) Hanotaux, XII, ©. 191. — 2) Madelin in Revue des D'eux Mondes, 1918, 
15. August, S. 826. — --) Dubail, I, S. 125. — *) Palat, VII, S. 102. — Sarrail, 
S- 408. - °) Vize, S. 6/7, 103, 115. — Hanotaux, XII, S. 180. — Dubail, I, S. 124.
	        
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