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Die Operationen in Frankreich und Belgien.
Auch am 23. September setzte der Gegner anscheinend die Verstärkung
seines linken Flügels fort. Wiederum führten die Franzosen gegen den
rechten Flügel der 1. Armee heftige Angriffe; auf dem äußersten Nordflügel
wurde die Heereskavallerie in der Gegend Resle durch überlegene Kräfte
zum Ausweichen nach Osten gezwungen. Andererseits lagen aber auch Mel-
düngen vor, nach denen der Feind noch immer in beträchtlicher Stärke vor
der Heeresmitte und dem linken Flügel stand. Die Lage blieb hier vorerst
noch ungeklärt.
Am Nachmittage meldete der Verbindungsoffizier bei der 6. Armee,
Oberst v. Dommes, daß östlich der Linie Vsthune—St. Pol—Doullens—
Albert keine nennenswerten Kräfte des Feindes stünden; über die Gegend
westlich Amiens—Montdidier lagen Nachrichten nicht vor; die 6. Armee
werde ihre Korps den Absichten der Obersten Heeresleitung entsprechend ein-
setzen. Danach schienen die Befürchtungen für die rechte Heeresflanke doch
übertrieben zu sein; der Aufmarsch und das Eingreifen der 6. Armee voll-
zogen sich offenbar planmäßig. Der Anregung des Obersten v. Dommes,
beide Kavalleriekorps der 6. Armee zu unterstellen, gab General v. Falken-
Hayn zunächst keine Folge; die Unklarheit über die Befehlsverhältnisse bei
der Heereskavallerie dauerte daher'noch an.
24. September. Die am 24.September von der Armee-Abteilung Strantz einlaufenden
Nachrichten ließen erkennen, daß die Offensive hier ins Stocken geraten war.
Mit der Besetzung von St. Mihiel war offenbar nur ein örtlicher Erfolg
errungen worden. General v. Falkenhayn hoffte indessen doch noch auf das
weitere Fortschreiten des Angriffs über die Maas und befahl der Armee-
Abteilung Falkenhausen, das I. bayerische Reservekorps zur Verwendung
als Flankensicherung der über die Maas vorstoßenden Teile der Armee-
Abteilung Strantz gegen die Nordfront von Toul und Nancy bereit-
zustellen.
Obfchon also die Franzosen noch immer beträchtliche Streitkräfte an
der Maas und östlich der Mosel eingesetzt zu haben schienen, dauerten doch
nach den vorliegenden Meldungen die Transportbewegungen aus der bis-
herigen französischen Heeresmitte in westlicher Richtung auch am 24.Sep¬
tember an. General v. Falkenhayn wies daher am Vormittage des 24. Sep-
tember die 6. Armee in einem Funkspruch darauf hin, möglichst weit nach
Westen auszuholen, da Bahntransporte hinter der französischen Front auf
die Absicht, den Flügel zu verlängern, schließen ließen. Der linke Armeeflügel
sollte etwa über Nesle in allgemein südlicher Richtung einschwenken, das
II. bayerische und XIV. Reservekorps zunächst hinter dem rechten Flügel
gestaffelt folgen; der Angriff habe so frühzeitiges möglich zu beginnen. Ob
diese Maßnahmen genügen würden, den Vorsprung der französischen Heeres¬