Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Mündl. Weisungen des Generals v. Falkenhayn für den Einsatz der 6. Armee. 
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brechen und die Franzosen zum Zurückgehen zwingen. Voraussichtlich 
würde es dazu erst nach langen Kämpfen kommen, und man hoffte, daß unter 
ihrem Eindruck Auflösungserscheinungen beim Gegner eintreten würden. 
Am Mittage des 22. September kehrte General v. Falkenhayn nach 22. sept-mv-r. 
Luxemburg zurück, wo er eine Reihe von Meldungen über den Feind vor- 
fand, die sich mit der Vorstellung, die man sich von den Verschiebungen an 
der feindlichen Heeresfront, insbesondere von der Schwächung des sran- 
zösischen Südflügels machte, deckten; alle Armee-Oberkommandos des linken 
Heeresflügels und der Heeresmitte meldeten übereinstimmend fortschreitenden 
Ausbau der französischen Stellungen. Eine weitere Verstärkung des 
feindlichen linken Heeresflügels war nach Ansicht des Chefs der Nach- 
richtenabteilung, Oberstleutnants Hentfch, seit dem 18. September nicht ein- 
getreten. Die elsaß-lothringische Front wurde sogar stärker besetzt an- 
genommen als damals. Den zahlreichen Meldungen über Ost-West-Ver- 
schiebungen stand er zweifelnd gegenüber, hielt sie jedenfalls nicht für ge- 
nllgend bestätigt. 
General v. Falkenhayn vermochte sich dieser Auffassung nicht an- 
zuschließen. Cr vertrat die Anschauung, daß östlich der Mosel fast nichts 
mehr vom Gegner stehe, daß sich der französische Westflügel dagegen ohne 
Unterbrechung verstärke. Die vom deutschen rechten Heeresflügel bis zum 
Mittage des 22. September eingegangenen Meldungen schienen dieser Auf- 
fassung recht zu geben. Zwar war nördlich der Linie Amiens—Roye kein 
nennenswerter Gegner festgestellt, doch herrschte auf der Bahn Montdidier— 
Amiens, die von feindlicher Infanterie besetzt war, lebhafter Verkehr. In 
Roye war am Vormittage eine stärkere Kolonne des Gegners aus südwest- 
licher Richtung eingetroffen. Auch die im weiteren Verlauf des 22. Sep- 
tember bei der Obersten Heeresleitung eintreffenden, vornehmlich auf Luft- 
erkundung beruhenden Nachrichten bildeten eine weitere Bestätigung der 
Auffassung des Generals v. Falkenhayn, daß der Gegner seine Ost—West- 
Verschiebung fortsetze. In einer Nachweisung der Feindverbände vor der 
Front der 1. Armee tauchten erstmalig vor dem rechten Armeeflügel auch 
Teile des französischen XI. und XII. Korps auf. 
Aus der Gesamtheit der Meldungen blieb für General v. Falkenhayn 
der Eindruck bestehen, daß immer weitere französische Truppen aus der Front 
herausgezogen und auf dem äußersten linken Flügel eingesetzt wurden. 
Anscheinend führte man nicht nur geschlossene Korps heran, sondern auch 
einzelne Divisionen, Brigaden, sogar Regimenter. An der Absicht der 
Alliierten, zu umfassen, konnte hiernach ein Zweifel nicht mehr bestehen. 
Die in den Besprechungen bei den Armee-Oberkommandos empfangenen 
Eindrücke und das aus den inzwischen eingegangenen Nachrichten sich er- 
i Weltkrieg. V. Land. 6
	        
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