Volltext: Der Marne-Feldzug ; [2]. Die Schlacht (4. 1926)

Rückblick. 
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Dieser deutsche Verfolgungsplan, so einfach und klar er auf den ersten 
Blick erscheinen mochte, enthielt jedoch insofern eine Fehlerquelle, als er 
einen Faktor von unsicherer Größe in seine Rechnung einstellte. Eine der 
unerläßlichen Voraussetzungen für sein Gelingen war, daß der deutsche An- 
greiser nicht nur auf seinem Schwenkungsflügel, sondern auf der G e - 
samtfront in der Lage war, dem Feinde das Gesetz vorzuschreiben, ihn 
überall so stark zu fesseln und zu bedrängen, daß er an Truppenverschiebungen 
großen Stils verhindert wurde. Diese Voraussetzung war nicht voll ge- 
geben. Cs erschien der deutschen Obersten Heeresleitung selbst mit Recht 
fraglich, ob die vor der Festungsfront an der französischen Ostgrenze 
befindlichen Kräfte des deutschen Südflügels an der Verfolgungsaufgabe 
beteiligt werden konnten. Das hing in beträchtlichem Maße vom Verhalten 
des dort gegenüberstehenden Gegners ab. Holte dieser, was nicht für aus- 
geschlossen erachtet wurde, zu einem neuen Offensivschlage aus, so erwies er 
damit freilich der deutschen Führung in der gegenwärtigen Lage einen will- 
kommenen Dienst. Denn gelang es auch nur, diesen Angriff abzuwehren, so 
brachte das den Vorteil, daß die in Französisch-Lothringen eingesetzten, 
damals noch überlegenen Kräfte des Feindes an operativ nichtentscheidender 
Stelle festgelegt wurden und für die Verwendung bei der strategischen Rück- 
zugsdefensive der übrigen Teile der feindlichen Heeresmacht ausfielen. Sahen 
jedoch die Franzosen von einer Wiederholung ihres Angriffs an dieser 
Stelle ab, so entstand die Gefahr, daß sie im Vertrauen auf die Wider- 
standsfähigkeit der Festungsfront ihren Südflügel schwächten und die dort 
fteiwerdenden Kräfte durch Umgruppierung mit Hilfe des ihnen zur Ver- 
fügung stehenden, besonders leistungsfähigen Eisenbahnnetzes entweder so- 
gleich an der Nordfront dem deutschen Verfolger entgegenwarfen oder sie 
als Grundstock einer neuen Krästemassierung für eine spätere Gegenoffensive 
verwendeten. 
Die deutsche Oberste Heeresleitung verschloß sich der Erkenntnis dieser 
Gefahr nicht, llm ihr vorzubeugen, verfiel sie auf eine Aushilfe von zweifel- 
haftem Werte: SiewolltedurcheigenenAngriffdieKräfte 
des französischen Südflügels binden. Ob das in vollem 
Umfange glücken würde, erschien ihr von vornherein ungewiß. Sie hoffte 
indessen für den Fall, daß der Gegner in die Festungsfront zurückging 
und Teilkräfte von dieser durch Angriff bedrohten Stelle zu anderweitiger 
Verwendung fortnahm, mit starken Teilen der 6. Armee durch die Lücke 
zwischen Toul und Cpinal über die Mosel durchstoßen zu können. Gelang 
dieser Durchbruch, so wurde die Mitbeteiligung jener Kräfte der 6. Armee 
an der gemeinsamen Verfolgungsaufgabe möglich, und zwar in konzentrisch 
wirkender, höchst entscheidender Richtung.
	        
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