Der Sturm des Korps Kneußl.
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Am 6° früh am 2. Mai sehte mit einem gewaltigen Feuerschlage das
Wirkungsschießen ein; der sonnenklare Morgen begünstigte die Artillerie¬
beobachtung von den Höhen. Da auch weiterhin feindliche Gegenwirkung
fast ganz fehlte, blieben alle Fernsprechverbindungen gebrauchsfähig, so daß
ein enges Zusammenwirken von Artillerie und Infanterie gesichert war.
Die überwältigende Wirkung der Angriffsartillerie trat sehr bald zutage.
Von 9° vormittags an schossen die Minenwerfer die Cinbruchsstellen sturm¬
reif. Am 945 sehte das weittragende Flachfeuer zur Flankierung der feind¬
lichen Stellungen ein. Pünktlich auf die Sekunde erhob sich um 10° auf
der ganzen Front die Infanterie zum Sturm, während die Artillerie ihr
Feuer vorverlegte.
Beim KorpsKneußl hatte die Infanterie der 11. bayerischen
Infanterie-Division unter Führung des Generalmajors Ritters
Karl v. Schoch steile Höhen zu erklimmen. Daher gelang es nicht überall,
gleichzeitig mit dem Vorverlegen des Artillerieseuers die vordersten feind¬
lichen Stellungen zu erreichen. Aus den hochgelegenen Gräben lebte das
Abwehrfeuer wieder auf und zwang die stürmenden Linien an den Hängen
nieder. Nochmals mußte sich das Feuer der Artillerie auf die russischen
Stellungen legen. Die Hauptaufgabe der Division bestand darin, zunächst
und vor allem das Kernstück der feindlichen Vergfront, das Zamczysko-
Massiv, dem Gegner zu entreißen. Während es dem hiermit betrauten
Regiment am rechten und linken Flügel im ersten Sprung gelang, bis in
die ersten Gräben vorzustoßen, gestaltete sich der weitere Angriff auf
der ganzen Regimentsfront gegen die stockwerkartig angelegten, zäh ver¬
teidigten Gräben bis hinauf zur vorderen Kuppe des Zamczysko, der
Höhe 507, äußerst schwierig und verlustreich. Ein Drittel der Stürmer blieb
auf der Walstatt. Am 11° Ahr war die Kuppe nach heißem Kampfe ge¬
nommen. Bald darauf erlag auch südlich des Mecina-Tales die stark aus¬
gebaute Stellung auf Höhe 469 dem trotz schwerer Verluste immer wieder¬
holten Ansturm der bayerischen Infanterie. Der alsbald durch die zer¬
klüfteten Waldberge eingeleiteten Verfolgung gebot ein Flankenstoß der
Ruffen von Raphta Br. her vorübergehend Halt. Bald nach 2° nach¬
mittags war jedoch dank dem Eingreifen der Artillerie die Gefahr eines
Rückschlages hier überwunden. Auch dem zunächst zurückgehaltenen rechten
Flügel der Division war es inzwischen gelungen, von Ropica Rus. her
auf und über Höhe 501 hinaus Gelände zu gewinnen. Dadurch sah sich
der Feind genötigt, auch aus seinem Kampfabschnitt vor der Mitte der
Division zurückzuweichen. So hatte die 11. bayerische Infanterie-Division
schon nach wenigen Stunden die wichtigsten Höhenpunkte in und hinter
der feindlichen Vergstellung am Ostufer des Sekowa-Vaches genommen.
:. Mai.