Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Sicherungs-Maßregeln für die Westfront. 
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weit seine Steigerung bei ernsten Angriffsoperationen die Infanterie 
zwingen werde, sich durch tieferes Cingraben in neuartigen Anlagen oder 
durch größere Verteilung der Deckungen nach rückwärts zu schützen, mußte 
der Truppenerfahrung überlassen bleiben. Versuche der Heeresleitung, die 
Einzelheiten des Stellungsbaus einheitlich zu regeln, sind jedenfalls um 
die Jahreswende noch nicht gemacht worden. Zwar sagte General v. Fal¬ 
kenhayn in seiner Verfügung vom 7. Januar: „Hinter der vordersten Ver¬ 
teidigungslinie sind durchweg Schuhgräben zu schaffen, in denen die Be¬ 
satzung sich decken kann, wenn auf der vordersten Linie schweres Artillerie¬ 
feuer liegt ..." und: „Neuerdings versucht der Gegner häufig das Vor¬ 
kommen der Bereitschaften in kritischen Momenten dadurch zu verhindern, 
daß er hinter die vorderen Gräben einen Geschoßschleier legt. Es ist also 
erforderlich, von den Stellungen der Bereitschaften aus gedeckte Verbin¬ 
dungen nach vorne zu haben"; über solche allgemeinen Hinweise ging die 
Verfügung indessen nicht hinaus. 
Angesichts der Ungewißheit über die Aussichten wuchtiger, gut vor¬ 
bereiteter Angriffe des Gegners glaubte General v. Falkenhayn, dem 
Westen nennenswerte Kräfte zur Überführung nach dem Osten nicht ent¬ 
ziehen zu können und alle dahingehenden Ansprüche abweisen zu müsserü). 
Den im Herbst 1914 vorübergehend erwogenen Gedanken, durch freiwilliges 
Zurückgehen die Frontausdehnung zu verkürzen^), hat er nicht wieder auf¬ 
genommen. Freilich war abzusehen, daß das dauernde Verweilen in der 
aufgezwungenen Defensive ohne die Möglichkeit, die in den Stellungen 
stehenden Truppen zu längerer Erholung ins rückwärtige Gebiet zu ver¬ 
legen, von ungünstigem Einfluß auf die Truppe sein mußte. 
Andererseits hatte sich die Lage auf dem westlichen Kriegsschauplatz 
gegenüber dem Herbst des Vorjahres insofern erheblich gefestigt, als das 
Eisenbahnnetz nunmehr vollständig wiederhergestellt und bis zum Frühjahr 
1915 in seinen wichtigsten Linien so weit ausgebaut war, daß den Forde¬ 
rungen der Führung hinsichtlich schneller Kräfteverschiebungen und der 
Heeresversorgung voll entsprochen werden konnte. Am bei feindlichen An¬ 
griffen die sofortige Heranführung verfügbarer Truppen zur Durchführung 
der Abwehr sicherzustellen, wurden im Bereiche jeder Armee nahe den 
llnterkunftsorten ihrer Reserven Vereitschaftszüge aufgestellt sowie längs 
der Westfront Wagenbestände für die Abbeförderung aus der Front ge¬ 
zogener Verbände bereitgehalten. Sie ermöglichten durch schnellen Abtrans¬ 
port nicht nur große Beweglichkeit, sondern auch stete Abwehrbereitschaft 
und führten in Verbindung mit der Steigerung der Leistung des Vahn- 
a) S. 3 u. 6. — -) Band VI, 6. 9. 
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