Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Der Feldzug im Westen bis Mitte April 1915. 
Gründen das Zurücknehmen einer oder mehrerer Armeen in eine weiter rück¬ 
wärts liegende Stellung notwendig werden, so werden rechtzeitig die hierfür 
erforderlichen Anweisungen von der Obersten Heeresleitung ergehen; für den 
Ausbau einer rückwärtigen Stellung seitens der Armee in dem hier gedachten 
Sinne kommt dieser Fall nicht in Betracht." 
General v. Wild hatte in seiner Denkschrift auf die Notwendigkeit hin¬ 
gewiesen, durch die Heeresleitung größere, zusammenhängende rückwärtige 
Stellungen herstellen zu lasten. Cr war sogar dafür eingetreten, die Maas- 
Linie zu befestigen. Es war klar, daß eine der wichtigsten dabei zu lösenden 
Aufgaben die Beschaffung der erforderlichen Arbeitskräfte sein mußte. Aus 
eigener Kraft waren die Armeen dazu nicht imstande. Doch konnten 
Arbeiterformationen den Armeen des Westheeres vorerst nur in ganz un¬ 
zureichendem Ausmaße zur Verfügung gestellt werden. Nach wie vor blieb 
die Stärke der von ihnen ausgeschiedenen Reserven gering. Zwar war der 
Grundsatz, die vordere Verteidigungsstellung in mehrere hintereinander 
liegende, durch Annäherungswege verbundene Gräben unter entsprechender 
Staffelung der Untertreträume und Flankierungsanlagen zu gliedern, überall, 
wo es Lage und Gelände erlaubten, dmchgeführt; aber ein Minderbedarf 
an Kräften für die Verteidigung hatte sich dadurch keineswegs in dem 
erwarteten Maße ergeben. Nur die 4. und die 6. Armee waren in der Lage 
gewesen, sich, entsprechend den Forderungen des Generals v. Falkenhayn 
vom vergangenen November, geschlossene Divisionen als Reserven bereit¬ 
zustellen. Die Gliederung des Westheeres in Heeresgruppen^) hatte wohl 
zu zeitweisen Aushilfen der Armeen untereinander geführt, ohne daß ein 
Eingreifen der Obersten Heeresleitung nötig geworden wäre. Zur Aus¬ 
sparung eigener Heeresgruppenreserven von nennenswerter Stärke war in¬ 
dessen keiner der Gruppenführer in der Lage gewesen. 
Wie weit sich die in den letzten Monaten entstandenen Anlagen in 
den zu erwartenden Kämpfen als zweckmäßig erweisen würden, war nicht 
vorherzusehen. Schwerlich durften die im Dezember 1914 mit verhältnis¬ 
mäßig leichter Mühe abgewehrten feindlichen Angriffe als ein sicherer 
Maßstab gelten. Blieb die Westfront in der Verteidigung, während das 
deutsche Ostheer die Russen angriff, so war mit großer Wahrscheinlichkeit 
darauf zu rechnen, daß Franzosen und Engländer die äußersten Anstren¬ 
gungen machen würden, um die Lage zu einem Erfolge im Westen auszu¬ 
nutzen. Bereits Anfang Januar schienen von der Heeresleitung angeordnete 
Zählungen der Schußzahlen des feindlichen wie des eigenen Artillerie- 
feuers ein teilweise erhebliches Überwiegen des ersteren zu ergeben. Wie 
i) Band VI, S. 372.
	        
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